Rostocker FC: „Ich bin kein Typ, der sich verpisst“

Silvio Schulz (Trainer beim Rostocker FC). Foto; Jens Upahl

Wie hoch Trauben hängen können, weiß man spätestens seit dieser Saison beim Rostocker FC. Die vierte Spielzeit in der NOFV-Oberliga Nord könnte die letzte für einige Zeit sein. Die Mecklenburger stehen auf dem drittletzten Tabellenplatz und haben fünf Spieltage vor Schluss neun Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Möglich wäre sogar, dass es keine Aufsteiger gibt, Absteiger oder gar Rückzüge – was für ein undurchsichtiges Szenario. Zittern bis zum Schluss heißt es also Damerower Weg.

„Da mache ich mir überhaupt gar keine Waffel“

Gar keine Bedenken hat Cheftrainer Silvio Schulz, denn er sagt zu OBERLIGA.info: „Wir wären ja schön blöd, wenn wir nicht auch für die Verbandsliga planen würden.“ Dabei muss er mit seiner Mannschaft am Sonnabend um 14 Uhr gegen Lichtenberg 47 antreten. „Da mache ich mir überhaupt gar keine Waffel. Wenn wir so spielen, wie in Wismar, verkaufen wir uns gut, ob Lichtenberg nun sauer ist, weil sie am vergangenen Wochenende verloren haben oder nicht. Wir geben unser Bestes, nur leider reicht es sportlich bei uns für die Oberliga aktuell nicht. Wir haben einige gute Spieler, die Bock haben und die auch in der Verbandsliga dabei wären.“

Schulz würde bleiben

Wie der 48-Jährige seine Zukunft sieht, ist klar: „Ich bin kein Typ, der sich verpisst. Der Vorstand und ich stehen in Kontakt und ich möchte einfach einen Wohlfühlcharakter für die Spieler schaffen können, da geht es nicht um die großen Forderungen – ein Physiotherapeut, mal mit den Jungs was Essen. Für viele ist das selbstverständlich, nur ist das bei uns verloren gegangen.“ Im vergangenen Sommer ist er vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegen und musste gleich die Ärmel hochkrempeln.

Vom Vizemeister zum Abstiegskandidaten  

Dabei war man in Rostock in den vergangenen Jahren obenauf. Nach dem Aufstieg hielt man sich mit Platz zwölf in der Oberliga, wurde im Folgejahr siebter und im vergangenen Sommer Vizemeister. Den Landespokal gewann man. Bundesligist 1. FC Heidenheim kam im DFB-Pokal und 3.500 Zuschauer waren dabei. „Das war auf jeden Fall cool“, schwärmt Schulz von diesem Tag. Die 0:8-Niederlage spielt dabei heute keine Rolle mehr. An der Ostsee gab es eine coole RFC-Welle. Und dann war sie auf einmal weg. Ein Sponsor, der mit viel Geld um die Ecke kam, verschwand genauso schnelle wieder. Das, was übrigblieb, sieht man jetzt. Dennoch: es ist ehrlicher Fußball und Schulz ist geblieben, andere gingen und folgten einem Lockruf, auch höherklassig.

“Dieter“ ist noch da

Immer noch da ist vor allem auch noch “Dieter“, wie Djibril N’Diaye mit Spitznamen heißt. Der 34-Jährige spielte unter anderem schon für den BFC Dynamo und Lok Leipzig. An der Ostsee gefällt es ihm anscheinend ganz gut, kickt schon vier Jahre für die Rostocker und wäre möglicherweise für einen Verbleib zu haben. Ein bisschen Leitfigur, vielleicht für die neue Zukunft beim RFC.

Lucas Meyer (FC Anker Wismar) im Zweikampf mit Hope Doagbodzi (Rostocker FC). Foto: Lobeca/Andreas Knothe

Jugend forscht und sagt „danke“

Der Kader ist klein und gespickt mit jungen Spielern. 16 Kicker sind nicht älter als 23 Jahre. Verletzungen, Krankheiten und Sperren tun ihr Übriges, so dass man zum Ostsee-Duell beim FC Anker Wismar mit Spielern aus der 2. und 3. Mannschaft fuhr. „Klar ist das Ergebnis mit 2:6 aus unserer Sicht nicht optimal, aber die Jungs haben alles gegeben und Chancen hatten wir auch. Wenn du aber am Ende in der Besprechung trotz so einer Niederlage von denjenigen, die aushalfen, ein danke bekommst, dann ist das schon eine schöne Sache. Dafür machen wir das ja auch“, so Schulz.

„Wir sind quasi immer wieder am Anfang“

„Es wäre ein Traum, wenn wir mit fünf bis sechs Spielern einen Stamm bilden und diesen dann mit jungen und hungrigen Spielern umbauen. Das Grundgerüst fehlt aktuell. Da ist in der Vergangenheit zu viel kaputtgegangen. Jetzt musst du das wieder aufbauen. Unser Kader ist jung, aber mindestens sieben werden uns wieder verlassen, weil sie ihr Studium beendet und andere Ziele haben. Der lokale Charakter fehlt uns leider, da wo Mutti oder Papi zugucken und sagen “das passt“. Wir sind quasi immer wieder am Anfang“, erzählt Schulz.

Vier Heimspiele

Vier Heimspiele und der Auftritt in der kommenden Woche beim Tabellennachbarn FSV Union Fürstenwalde stehen noch an. Den Anfang macht L47. RSV Eintracht 1949, Sparta Lichtenberg und zum Saisonabschluss Tennis Borussia Berlin am 8. Juni kommen noch ins RFC-Stadion der Hansestadt. Klappt es noch mit dem Klassenerhalt oder heißt es doch Derby gegen Pastow?

Die mitgereisten RFC-Fans beim Ostsee-Duell in Wismar. Foto: Lobeca/Andreas Knothe