
Altona 93 ist der alte und neue Meister der Oberliga Hamburg. Der AFC gewann beim ETSV mit 5:1 (1:0) und darf erneut als Titelträger in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga. TuS Dassendorf bleibt trotz eines Sturmlaufs und des daraus resultierenden 6:1 (3:0) gegen TuRa Harksheide nur der Vizetitel. Doch vorher waren es fast 100 aufreibende Minuten im Fernduell und kurz vor dem Ende beider Spiele durfte sich die TuS für 106 Sekunden als Meister führen, ehe Altonas Mann für die späten Tore doch noch zuschlug. Frei nach Sir Alex Ferguson: Oberliga, bloody hell!
Dassendorf legt vor
Doch der Reihe nach: am Wendelweg drückte TuS Dassendorf von Beginn an aufs Tempo und drängte die Gäste aus Harksheide hinten rein. So musste TuRa-Keeper Grünitz den frühen Rückstand mit einer Fußabwehr gegen Harnik verhindern (7.). Ansonsten waren die Chancen nicht so klar – bis zur 18. Minute. Nach einer vermeidbaren Ecke traf Vollstädt Kurczynski am Fuß, der Pfiff von Schiedsrichter Teuscher war folgerichtig. Martin Harnik übernahm die Verantwortung , schoss „Dasse“ zur virtuellen Tabellenführung (19.).
Und weil die TuS weiter giftiger war, legte sie nach. Erneut war es der ehemalige Nationalspieler Harnik, welcher erst einen Rückpass von Graudenz durch die Beine von Grünitz schob (23.) und dann per Kopf eine Carolus-Ecke zum Hattrick und zum 3:0 (30.) ins Netz beförderte. Dazu vergab Dassendorf weitere Hochkaräter, hätte zur Pause höher führen können. Doch da war die virtuelle Tabellenführung erst einmal wieder weg.

Ampofo und Sulejmani schießen AFC in Front
Denn im Parallelspiel gelang auch Altona 93 die Führung – dabei betrieb auch die Bergmann-Elf frühzeitig Chancenwucher. Vor allem Ampofo und Tobinski hätten den AFC in der Anfangsviertelstunde in Führung schießen können, ja wenn nicht müssen. Doch es dauerte bis zur 27. Minute bis Altona die ETSV-Passivität (die Eisenbahner taten in der ersten Halbzeit schlicht nichts fürs Spiel) bestrafte. Sulejmani flankte die Ball an den kurzen Pfosten, wo Doege sich behaupten konnte und mit der Hacke auf Ezra Ampofo ablegte. Dieser ließ sich die Chance nicht entgehen, traf ins kurze Ecke zum 1:0. Bis zur Pause sollte dann nichts mehr passieren.
Unmittelbar nach der Pause legte der AFC nach. Ausgerechnet beim ersten, halbwegs in Strafraumnähe kommenden Angriff verlor der ETSV den Ball. Sulejmani schickte Tobinski auf rechts auf die Reise, lief selbst mit und bekam die scharfe Hereingabe von Altonas Toptorjäger messerscharf serviert – 2:0 Altona nach 47 Minuten.
Erst Harksheide aus dem Nichts, dann Dassendorfer Sturmlauf
Aber nicht nur das Altonaer 2:0 war ein Rückschlag für Dassendorf – auch der Gegner muckte auf. Nach einem Möller-Freistoß aus dem Mittelfeld stieg Niko Hasselbusch am Höchsten, verkürzte aus Sicht von TuRa Harksheide auf 1:3 (49.) – es war der erste echte Torschuss des Gastes. Die Kaltedusche für Dassendorf war perfekt.
Doch im Stile einer Spitzenmannschaft zog sich „Dasse“ am eigenen Schopf aus dem Sumpf. Nach Ballgewinn von Kurczynski und anschließendem Doppelpass mit selbigem tanzte Fabian Graudenz mit Harksheides Defensive Samba, traf sehenswert aus gut 18 Metern zum 4:1 (53.). Und der D-Zug rollte weiter, Angriff auf Angriff lief auf Harksheide zu. Am Ende zählten die Statistiker fast 20 Abschlüsse und sicherlich ein Dutzend hochkarätige Gelegenheiten für die Gastgeber. Doch es dauerte bis zur 69. Minute, ehe das fünfte Tor fiel. Nach einer kurzen Ecke flankte Graudenz an den langen Pfosten, Erciyes Palo, welcher gerade seinen Vertrag vorzeitig verlängert hat, stieg höher als sein Gegenspieler und köpfte ein.
Allein Niklas Grünitz verhinderte in der Zwischenzeit einen höhere Dassendorfer Führung, rettete mehrfach stark. Doch in der 77. Minute war auch Harksheides Schlussmann machtlos. Ecke von Kurt und am fünf Meter-Eck sprang Sven Möller höher als alle anderen, verlängerte den Ball unhaltbar zum 6:1 ins lange Ecke. Damit war Dassendorf nur noch ein Tor hinter Altona.
ETSV lässt Dassendorf hoffen, dann kommt Przondziono
Am Mittleren Landweg, mit 500 Zuschauern ausverkauft, wurde es dagegen turbulent. Der ETSV fühlte sich an der Ehre gepackt, biss sich ins Spiel. So rettete AFC-Keeper Dennis Lohmann gegen Zimmermann (51./67.) und gegen Monteiro (68.), hielt die Führung so fest. Und auch neben dem Spielfeld wurde es turbulent. So sah Altonas Coach Bergmann die Ampelkarte (56.) und ETSV-Manager Jassi Huremovic sogar die Rote Karte (58.).
Und doch: über weite Strecken war die Führung der 93er nicht in Gefahr, doch zu sehr wurde die Führung verwaltet und der AFC wurde dafür bestraft. Nach einem langen Einwurf von Schütt bekam Altona den Ball nicht geklärt, Tonyali wurde noch geblockt, doch dann traf Mika Zimmermann aus sieben Metern freistehend zum 1:2 (84.). Und mit diesem Ergebnis war auf einmal wieder Dassendorf vorne.
Die Reaktion von Altona war bemerkenswert. Ohne Hektik legten die Bergmänner nochmal zu. Gianluca Przondziono spielte den Ball raus auf die rechte Seite. Ampofo tanzte seinem Gegenspieler Knoten in die Beine und legte den Ball maß genau in die Mitte, wo erneut Przondziono stand und zum 3:1 traf – exakt 106 Sekunden nach dem ETSV-Anschluss. Und die Show des 25-Jährigen ging noch weiter: nach Chip-Pass des eingewechselten Hüttner (89.) und nach Rückgabe von Ampofo (90.+6) erhöhte der Mann für die späten AFC-Treffer gar auf 5:1.

Altona jubelt, die TuS gratuliert.
Und da in Dassendorf nichts mehr passierte, durfte Altona 93 am Ende über den zweiten Titel in Folge jubeln. Die mitgereisten Fans (die deutliche Mehrheit unter den 500 Zuschauern) verwandelten die EISE-Arena in eine Partymeile. Mit dem Rückenwind des Titels geht es nun ab dem 28. Mai in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga.
Für TuS Dassendorf geht eine Achterbahn-Saison trotz eines starken Finish enttäuschend zu Ende – und doch darf man auch „Dasse“ gratulieren. Nicht nur, dass man eine bärenstarke zweite Saisonhälfte spielte, sondern auch im Moment der Enttäuschung Größe zeigte. „Herzlichen Glückwunsch an Altona 93 zur verdienten Meisterschaft“, war in Dassendorfs Social-Media-Auftritten zu lesen – auch davor darf man einmal den Hut ziehen.