Niendorf: Holprig, aber in der Spur

Holprig läuft es aktuell für Ali Farhadi und den Niendorfer TSV. Doch noch ist der NTSV absolut im Soll. (Foto: Lobeca/Schlikis)
Holprig läuft es aktuell für Ali Farhadi und den Niendorfer TSV. Doch noch ist der NTSV absolut im Soll. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Überraschend gelassen, ja fast schon gut gelaunt nahm Ali Farhadi, Trainer des Niendorfer TSV, am letzten Sonntag die Niederlage seiner Mannschaft beim USC Paloma hin. Denn er weiß, dass das 1:2 nicht zwingend die Leistungsfähigkeit seiner Mannschaft widerspiegelt. Denn das ausgerufene Ziel, ein Platz unter den ersten Sechs, ist auch dank zweier Nachholspiele weiter greifbar – trotz einer eklatanten Auswärtsschwäche. Vielleicht ist diese auch der Grund, warum der NTSV unter dem Radar fliegt. Denn der Express des Vizemeisters von 2022 ist holprig, aber immer noch in der Spur unterwegs.

Zuhause hui, auswärts pfui

Denn die Diskrepanz zwischen den Auftritten am heimischen Sachsenweg und auswärts ist frappierend. Derzeit stellt der NTSV die zweitbeste Heimmannschaft der Liga, nur Altona hat eine bessere Bilanz. Offensiv sind nur das starke Buchholz und die Tormaschine des FC Süderelbe besser vor eigenem Publikum.

Auswärts hingegen spielt Niendorf wie ein Absteiger. Nur ein Sieg in sieben Spielen, lediglich vier Teams holten auf fremdem Platz weniger Zähler und nur zwei erzielten weniger Tore.  Das reicht in der Gesamtrechnung für Platz sieben, bei zwei Nachholspielen ist ein Sprung auf Platz drei oder vier also drin.

Gebeutelt von Absagen und Ausfällen

„Zu Paloma brauchen wir eigentlich gar nicht fahren“, meinte Farhadi nach dem Spiel im Scherz und spielte auf die vierte Pleite in Serie an. Ernsthafter fügte er hinzu: „Wir hatten viele Ausfälle zu verkraften. Und vielleicht hätte andere Teams in unserer Situation sich acht gelbe Scheine besorgt. Aber die Jungs wollten unbedingt spielen. Aber man hat schon gemerkt, dass wir körperlich am Limit sind.“

Ein Blick auf die Ausfall-Liste belegt, dass Niendorf aktuell auf dem Zahnfleisch kriecht. Mit Ammat Janha und Daniel Brückner in der Defensive, mit Lennard Speck im Mittelfeld sowie dem langzeitverletzten Lennart Merkle und Ante Kutschke fehlten Farhadi gleich fünf Spieler, welche im Regelfall als Stammkräfte zu bezeichnen sind. Dazu waren mehrere Spieler krank und angeschlagen.

Zusätzlich gebeutelt ist Niendorf durch eine zweiwöchige Zwangspause. Erst sagte der FC Süderelbe sein Heimspiel ab, dann sorgte der Streik der städtischen Platzwarte für den Ausfall des Heimspiels gegen Düneberg. Zusätzlich konnte man streikbedingt nur sehr eingeschränkt trainieren.

Falk Gross gehört zu den jungen Wilden, die nachhaltig in Niendorf auf sich aufmerksam machen.
(Foto: Lobeca/Seidel)

Da geht noch was – Entwicklung der Jungen positiv

Von daher ist die Gelassenheit von Farhadi verständlich, zumal er anfügt: „Wir schütteln uns jetzt einmal und blicken nach vorne. Wir spielen eine gute Runde. Es wird wohl nicht für ganz oben reichen, aber wir spielen gut mit.“ Es wird aus Sicht des NTSV-Coaches noch etwas gehen.

Angesichts des Umbruchs in der ersten Elf (fünf Spieler gingen vor Saisonbeginn) ist der bisherige Saisonverlauf mehr als beachtenswert. Zumal gerade die jungen Spieler aufhorchen lassen. Brandolf Duah aus der eigenen U19 zeigte am Sonntag in der Innenverteidigung eine richtig gute Leistung, Stephan Wemakor hat sich mit 19 Jahren als Stammspieler auf der linken Seite etabliert. Und bei Falk Gross im zentralen Mittelfeld wirkt es so, als stünde da ein arrivierter Akteur auf dem Platz und nicht ein 19-Jähriger in seiner zweiten Saison.

Paart man das mit den arrivierten Kräften wie Oldie Daniel Brückner in seinem x-ten Frühling, mit Kapitän Fynn Huneke und Tim Krüger defensiv sowie den Meyer-Brüdern offensiv, ergibt sich eine Mischung, die für jedes Team der Liga schwer zu bespielen ist. Gerade Linus Meyer, welcher im Sommer nach 15 Jahren zu seinem Jugendclub zurückkehrte, bringt das Offensivspiel des Niendorfer TSV noch einmal auf ein anderes Level.

Vorausblick

Der Optimismus von Farhadi kommt also nicht von ungefähr und seine Mannschaft hat die Fähigkeit und auch die Chance in die Top 3 vorzustoßen. Doch das Restprogramm bis zur Winterpause ist schwierig. Mit Buchholz und Süderelbe (beide auswärts) sowie dem TSV Sasel stehen noch richtig schwere Kaliber auf dem Zettel. „Vielleicht hilft es ja, dass uns nicht jeder auf dem Schirm hat“, meint Farhadi bereits nach dem Victoria-Spiel vor wenigen Wochen: „So haben wir weniger Druck von außen.“ Genug Druck macht man sich intern selbst – noch mit der nötigen Gelassenheit wird der NTSV seinen Weg weitergehen.