ETSV im Aufschwung, aber vierte Liga kein Thema

Aktuell kommt der ETSV aus dem Jubeln nicht mehr heraus. Nach dem Sieg in Dassendorf ist der ETSV die beste Mannschaft 2024. (Foto: Lobeca/Pfaff)
Aktuell kommt der ETSV aus dem Jubeln nicht mehr heraus. Nach dem Sieg in Dassendorf ist der ETSV die beste Mannschaft 2024. (Foto: Lobeca/Pfaff)

Seit Wochen befindet sich der ETSV auf der Überholspur. Fünf Siege in Serie sind es mittlerweile und die Eisenbahner haben sich auf Rang drei geschoben. Ist der ETSV nun ein Spitzenteam? Und was ist mit der Regionalliga? Wir fragten bei Manager Jassi Huremovic nach.

Sieg ein Jahr zu früh

Im Sommer hatte der umtriebige Macher am mittleren Landweg davon gesprochen, dass man ab dem kommenden Jahr auch in Dassendorf etwas Zählbares mitnehmen wollen würde. Und diese Haltung bekräftigte Huremovic noch zwei Tage vor dem Spiel: „Wir sind der klare Außenseiter und weiter weg, als es die Tabelle aussagt.“ Seine Spieler hatten ihn allerdings nicht gehört oder falsch verstanden: der ETSV gewann, durchaus verdient, mit 1:0. „Das ist ein schönes Ergebnis, was mich freut“, bekannte Huremovic nach Abpfiff.

ETSV in der Findungsphase

Sind die Eisenbahner also nun doch auf Augenhöhe? „Nein“, befindet der ETSV-Manager ganz klar: „In Dassendorf, aber auch in Altona wird seit Jahren erfolgreich gearbeitet und es gibt gewachsene Strukturen. Wir sind ein kleiner Aufsteiger und noch weit entfernt von dem, was viele Clubs leisten!“ Man sei in der Findungsphase – gerade mit Hinblick auf die eigene Mannschaft.

Mit Berkan Algan hatte man erst im November einen neuen Trainer verpflichtet, im Winter wurde der Kader nochmals umgebaut und neun neue Leute geholt. Dass da noch nicht jedes Rad ins Andere greift, ist auf dem Feld -trotz der starken Ergebnisse- spürbar. Zu wenig passiert aus dem Spiel, zu sehr ist der ETSV noch von Standardsituationen abhängig. Erfolgreich ist man dennoch und somit scheint die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt zu sein.

Vierte Liga kein Thema – vorerst

Nun rollen die Eisenbahner auf Rang drei und die in der Oberliga immer wieder kolportierten, diesjährigen Ambitionen in Richtung Regionalliga werden natürlich ein Thema. Doch im Jubiläumsjahr – der ETSV wird 100 Jahre alt- ist das noch kein Thema, wie Huremovic bekräftigt: „Nein, in diesem Jahr melden wir definitiv nicht! Wir sind noch nicht so weit!“

Zum Einen rennt man, trotz der starken letzten Wochen, den beiden Top-Teams noch etwas hinterher: „Wenn du melden willst, musst du in der Lage sein, die Aufstiegsrunde gut zu bestreiten.“ Und da der ETSV aktuell näher an Rang sechs als Rang zwei ist, käme der Schritt zu früh. Zum Anderen fehlt den Eisenbahnern ein geeigneter Heimatbahnhof. Zwar entwickelt sich am Mittleren Landweg etwas, doch von Regionalliga-Reife ist die Spielstätte des ETSV noch weit weg. Und ein Umzug kommt nicht in Frage, so Huremovic: „Hoheluft oder Sportpark Eimsbüttel – da wären wir komplett entwurzelt. Das wollen wir nicht!“

Noch ist der Mittlere Landweg nicht Regionalliga-tauglich, aber man befindet sich Austausch, was die ETSV-Arena angeht. (Foto: Niklas Runne)
Noch ist der Mittlere Landweg nicht Regionalliga-tauglich, aber man befindet sich Austausch, was die ETSV-Arena angeht. (Foto: Niklas Runne)

Kritik an der Hamburger Sportpolitik…

Daher nimmt der 55-Jährige die Politik in die Pflicht und kritisiert die „Sportstadt Hamburg“: „Es ist doch Wahnsinn, wenn Teutonia oder Dassendorf als Pokalsieger ihr Heimrecht abgeben müssen, weil sie nicht in Hamburg spielen können. Dazu gibt es kein Stadion in einer vernünftigen Größenordnung für die dritte Liga und in der vierten Liga konzentriert sich alles auf die Hoheluft und den Sportpark. Das kann nicht der Anspruch von Hamburg sein.“ Gerade in Hamburgs Osten fühle man sich infrastrukturell etwas abgehängt.

…und großes Lob für das Bezirksamt

Von der Kritik nimmt Huremovic das zuständige Bezirksamt in Bergedorf ausdrücklich aus. „Egal, ob Fachreferate oder Bezirksamtsleitung: der Austausch ist vorzüglich und sehr offen“, ist der ETSV-Manager begeistert: „Wir finden dort immer ein offenes Ohr und unsere Anliegen werden sehr wohlwollend betrachtet, dazu schnell bearbeitet.“

Als Beispiel führt Huremovic den letzten Herbst an, als die Flutlichtanlage am Mittleren Landweg ausgerechnet am Spieltag den Geist aufgab – innerhalb von zwei Tagen war der Schaden beseitigt, die Einschränkungen für den Spiel- und Trainingsbetrieb des Vereins waren minimal. „Das hat super geklappt“, freut man sich beim ETSV und blickt schon mal etwas voraus. Denn im Laufe des ersten Halbjahres soll ein Rasenplatz, ein Baseballfeld sowie ein besserer, weil größerer Parkplatz zur Verfügung stehen und die ETSV-Arena pünktlich zum 100-Jährigen Jubiläum in neuem Glanz erstrahlen. Auch hier dankt Jassi Huremovic ausdrücklich dem Bezirksamt für die gute Zusammenarbeit.

Jubiläum: der ETSV feiert dieses Jahr ein 100-jähriges Bestehen. (Foto: Niklas Runne)
Jubiläum: der ETSV feiert dieses Jahr ein 100-jähriges Bestehen. (Foto: Niklas Runne)

Fokus auf der weiteren Entwicklung

Zaubern kann man allerdings auch in Bergedorf nicht, bestimmte Dinge werden auch der ETSV und Huremovic nur bedingt ändern können. Entsprechend fokussieren sich die Eisenbahner auf sich und die Dinge, die sie ändern können. Dazu gehört: die Mannschaft weiter stabilisieren und sich in der Oberliga etablieren. Man will die Nummer eins im Hamburger Südosten bleiben und die Anhänger ziehen mit, wie Huremovic erfreut feststellt: „Unsere Fans haben in Dassendorf für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt.“ Und damit ist der ETSV gerüstet für das 100-Jährige Bestehen.