ETSV: Etablieren und der Plan 2+x

Leon Mundhenk kommt von Concordia an den mittleren Landweg und ist einer von 16 Neuen beim ETSV. (Foto: Lobeca/Seidel)
Leon Mundhenk kommt von Concordia an den mittleren Landweg und ist einer von 16 Neuen beim ETSV. (Foto: Lobeca/Seidel)

Es war das Landesliga-Jahr des ETSV. Den Eisenbahnern gelang im letzten Jahr der Durchmarsch aus der Bezirksliga in die Oberliga. Nun wechselt man fast das komplette Team, nur wenige Aufstiegshelden durften bleiben. Was der eine oder andere durchaus argwöhnisch beobachtet, folgt einem klaren Plan – dem Plan 2+x. Doch zunächst will man sich in Hamburgs Eliteliga etablieren.

Saison 2022/23

24 Siege, sechs Unentschieden, keine Niederlage, den besten Angriff und die beste Defensive der Liga – diese Zahlen sollten ein Beleg dafür sein, dass der ETSV souverän Meister der Hansa-Staffel 2023 sein sollte. Doch Pustekuchen: Verfolger und späterer Mitaufsteiger Düneberger SV blieb bis zum Schluss dran. Am Ende zitterten sich die Eisenbahner ins Ziel, gewannen das letzte Spiel knapp mit 1:0 und retteten den Vorsprung von einem Zähler ins Ziel. „Man muss gestehen, dass wir hier und da einfach unnötig Punkte haben liegen lassen“, meint ETSV-Macher Jassi Huremovic, ergänzt aber: „Wir hatten den Anspruch, etwas Großes zu leisten und wir haben geliefert.“

Wer kommt? Wer geht?

Eigentlich behält man ja viele „Aufstiegshelden“ im Kader, doch der ETSV macht einen radikalen Cut. „Wir hatten nicht den Eindruck, dass wir mit dem Kader in der Oberliga so bestehen können, wie wir uns vorstellen“, begründet Huremovic diesen Schritt. 17 Spieler verlassen den Verein, mit einigen wird man in der neuen Saison die Klingen kreuzen. Die beiden Torjäger Damian Ilic und Veli Sulejmani wechseln zu Altona 93, Abwehrrecke Mark Brudler zu Mitaufsteiger Düneberg. Edin Tanovic, Berkant Aydin (beide Nikola Tesla), Raffael Kamalow (BU) und Bayram Nebhihi (Klub Kosova) bleiben in der Landesliga. Marcel Rump, welcher in der zweiten Halbserie nach Curslack ausgeliehen war, bleibt am Gramkowweg. Noch ohne neuen Verein sind Francis Adomah, die Baafi-Brüder Edmund und Collins, Steven Kröner, Beytullah und Bedran Atug, Hischem Metidji, George Kelbe und Hichem Oudjoaudj.

16 Neuverpflichtungen stehen den Abgängen gegenüber und dabei bedient sich der ETSV durchaus im oberen Regal der Oberliga. Für das Tor verpflichtete man die langjährige Nummer eins des SV Curslack-Neuengamme, Gianluca Babuschkin. Die Abwehr verstärken Hamajak Bojadgian (Eintracht Norderstedt), Yannick Siemsen, Lesley Karschau und Jan Kämpfer (alle SC Victoria) sowie Leon Mundhenk (Concordia) und Daniel Owusu (Heeslinger SC). Alle verfügen über reichlich Oberliga- und teils auch Regionalliga-Erfahrung.  Der junge Tim Buhr (Altona 93) komplettiert die Neuzugänge in der Abwehr. Auch im Mittelfeld kommt viel Erfahrung. Vincent Boock und André Branco (beide SC Victoria), Vedat Düzgüner (Concordia) und Alexander Mucunski (Buchholz 08) sind Hamburg weit bekannt. Hin zukommt der 199malige Regionalliga-Spieler Marcel Andrijanic (SSV Jeddeloh II), der nach Hamburg zurückkehrt. Gedion Wedemeyer (TuS Osdorf) komplettiert als junger Wilder die Zugänge im Mittelfeld. Die Abteilung Attacke bekommt mit Christian Stark (RW Koblenz), welcher in der Jugend des HSV und bei St. Pauli II das Kicken erlernte, und Fabio Parduhn (Heesliner SC), vormals Teutonia, ebenfalls erfahrenen Zuwachs.

Alexander Mucunski findet ebenfalls den Weg an den Mittleren Landweg. (Foto: Lobeca/Schlikis)
Alexander Mucunski findet ebenfalls den Weg an den Mittleren Landweg. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Trainer und Ziele

Auch auf der Trainerposition gibt es eine Veränderung. Aki Cholevas, bekannt durch etwas mehr als drei Jahre an der Seite des WTSV Concordia, übernimmt zur neuen Saison den ETSV. Jassi Huremovic konzentriert sich auf seinen Job als sportlicher Leiter und zieht die Fäden im Hintergrund: „Mit dem Aufstieg war klar, dass es nicht mehr in Doppelfunktion geht. Und wir haben mit Aki einen erfahrenen Mann geholt.“

Mit dem neu formierten Kader will man die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft schaffen: „Wir wissen, dass eine neuformierte Mannschaft Zeit braucht. Wir glauben, dass wir eine sehr gute Grundlage für die Saison haben, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben und uns in der Liga zu etablieren. Mit den Neuzugängen wollen wir einen Stamm haben, der uns die nächsten zwei, drei, vier Jahre trägt und wo wir am Kader wenig verändern müssen“ Auf „2+x Jahre“ ist der Plan angelegt, dann will der ETSV oben angreifen: „Wir wollen in der Lage sein, nach Dassendorf oder Sasel zu fahren und dort drei Punkte mitzunehmen. Wir wollen ein ernsthafter Konkurrent sein.“ Mittelfristig, so der 54-Jährige weiter, will der ETSV auch das Unternehmen Regionalliga in Angriff nehmen. Huremovic schränkt aber ein: „Unter den aktuellen Voraussetzungen geht es nicht. Die Infrastruktur muss mitwachsen. Wir müssen einen Unterbau schaffen und den Mittleren Landweg fit machen. Es bringt uns nichts, wenn wir -um vierte Liga zu spielen- durch die halbe Stadt fahren müssen, weil es hier im Osten keine geeignete Spielstädte gibt. Selbst in der Oberliga kommen wir mit unseren Örtlichkeiten an die absolute Grenze. Von daher muss auch der Bezirk und die Stadt mitspielen, wenn wir mittelfristig die vierte Liga in Angriff nehmen wollen.“

Vorbereitung

Dass die neuformierte Mannschaft durchaus noch etwas Zeit braucht, hat die Vorbereitung beweisen. Zwar setzte der ETSV mit einem 4:3 beim Eimsbütteler TV ein beachtliches Zeichen, doch es stehen auch schwächere Spiele in der Sommer-Vita. Nun ist man im Pokal kampflos weiter. Daher holen sich die Eisenbahner den nötigen Feinschliff in noch drei Testspielen vor dem Liga-Auftakt.

SC Victoria 5:1
HT16 0:2
Phönix Lübeck 0:6
Düneberger SV 1:1
Vorwärts-Wacker 1:1
TSV Bardowick 2:0
SV Küsten 9:1
Eimsbütteler TV 4:3
SV Grünhof-Tesperhude kampflos (Pokal)
SSC Hagen Ahrensburg (H/23. Juli)
HSV Barmbek-Uhlenhorst (A/25. Juli)
TuS Neetze (A/26. Juli)
USC Paloma (H/30. Juli/Liga)