Das Zittern geht weiter: Elf Teams im Kampf um den Klassenerhalt

Der FC Süderelbe kam schwer in die Saison, hat sich aber genfangen. Dennoch schwebt die Elf um Justin Heinbockel in Abstiegsgefahr. (Foto: Lobeca/Schlikis)
Der FC Süderelbe kam schwer in die Saison, hat sich aber genfangen. Dennoch schwebt die Elf um Justin Heinbockel in Abstiegsgefahr. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Die Hinrunde der Oberliga-Saison 2022/23 ist vorbei. Zeit, ein erstes Fazit für die 19 Spieltage zu ziehen. Die Oberliga Hamburg präsentiert sich dabei dreigeteilt. Nach dem wir die Spitze und das Tabellenmittelfeld abgearbeitet haben, geht es nun mit den Teams im unteren Mittelfeld und im Keller weiter. Und siehe da: noch elf Teams müssen aktuell zittern und werden sich einen harten Kampf um den Klassenerhalt liefern.

Der Stand der Dinge

Eine größere Lücke tut sich aktuell auf zwischen dem WTSV Concordia (28 Punkte) auf Rang acht und dem FC Süderelbe (22). Mit den 49ers und Verfolger FC Türkiye (ebenfalls 22 Zähler) beginnt die Abstiegszone. Beide Teams haben aber noch je ein Nachholspiel in der Hinterhand. TuRa Harksheide. Union Tornesch und Buchholz 08 folgen mit 20 Zählern dahinter. Hamm United steht nach seiner Talfahrt mit 19 Punkten noch knapp über dem Strich. Gleiches gilt bedingt für den HEBC (18), denn aktuell würde Rang 15 nicht für den Klassenerhalt reichen, da der FC St. Pauli II aktuell einen Abstiegsplatz in der Regionalliga belegt. Dazu ist ja noch nicht klar, ob ein Team aus der Oberliga Hamburg aufsteigen wird. Auf den Abstiegsplätzen liegen der HSV III (15), der SV Rugenbergen (14) sowie etwas abgeschlagen TuS Osdorf (11) und der SV Curslack-Neuengamme (10.).

Süderelbe bekommt langsam die Kurve

Lange Zeit enttäuschend lief die Saison des FC Süderelbe. Dem namenhaft verstärkten Team von Stefan Arlt unterlief ein kapitaler Fehlstart mit nur einem Sieg in den ersten zehn Spielen. Doch so langsam bekommen die 49ers die Kurve. Zuletzt blieb Süderelbe in fünf Spielen ungeschlagen, wenngleich noch immer nicht alles Gold ist, was da in blau und weiß glänzt. Aber der FCS ist auf einem guten Weg, dazu hat man noch den Vorteil des Nachholspiels. Allerdings hat man vor Weihnachten noch Spiele gegen Sasel, Paloma, Niendorf und Concordia vor der Brust. Vorsicht ist also geboten.

Türkiye ist nicht nur Netzbandt

Als Wundertüte bezeichnete selbst Klaus Klock vor der Saison seinen FC Türkiye. Doch der Aufsteiger schlägt sich bravurös. Mit 22 Punkten ist der FCT voll im Soll, da können Ausrutscher wie das 1:7 in Dassendorf verschmerzt werden. Natürlich hängt viel von Michel Netzbandt ab, der mehr als die Hälfte der Türkiye-Tore (16 von 30) erzielte. Doch die Konkurrenz wird erkannt haben, dass die Wilhelmsburger auch weitere gute Kicker haben und auch punkten können, wenn der Torjäger mal nicht oder „nur“ einmal trifft. Nun kommen Spiele auf den FC Türkiye zu, die machbar sind, aber auch eine Gefahr bergen. Denn Niederlagen beim HEBC oder Harksheide könnten das Weihnachtsfest verhageln.

Acht Unentschieden gab es für TuRa Harksheide bisher. Nicht immer zur Freude von Trainer Jörg Schwarzer, der mit seiner Mannschaft dennoch im Soll ist. (Foto: Lobeca/Homburg)

Harksheider Unentschiedenkönige

Auch der dritte Aufsteiger neben dem ETV und dem FCT spielt weiter gute Rolle. TuRa Harksheide steht ebenfalls, wenn auch knapp, über dem Strich und wird ein gewichtiges Wort um den Klassenerhalt mitreden. Dabei tritt TuRa als Unentschiedenkönig auf – satte achtmal teilte man sich in den ersten 18 Spielen die Punkte. Und der heimische Exerzierplatz ist eine schwer einzunehmende Festung. Nur einmal beendete Harksheide ein Heimspiel ohne Zähler. Allerdings läuft es Auswärts so gar nicht. Drei Zähler in der Fremde könnten zu wenig sein und nur der HSV III hat eine schlechtere Bilanz. Zudem: in der Rückrunde stehen zehn Auswärtsspiele an. Dies könnte ein Zünglein an der Waage für TuRa werden.

Tornesch weiter auf Kurs

Punktgleich mit Harksheide liegt Union Tornesch auf Platz zwölf. Und was soll man sagen? Die Eisernen machen da weiter, wo sie letztes Jahr aufhörten. Sie sind extrem unangenehm zu spielen und sind dadurch in der Lage, gegen fast jedes Teams Punkte zu holen. Das zeigte sich im Saisonauftakt gegen Altona 93 (2:2) oder im Heimspiel gegen Niendorf (2:1). Auch auswärts sammelte Tornesch das eine oder andere Zählerchen. Offensiv ist das sicherlich kein Feuerwerk, was der FCU abbrennt, aber für ein Tor ist Tornesch in jedem Spiel gut.

Dominik Fornfeist ist torgefährlichster Spieler bei Buchholz 08. Doch dem Team fehlt zu oft der Killerinstinkt. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Buchholz fehlt der Killerinstinkt

Der Fehlstart mit vier Niederlagen ist an der Otto-Koch-Kampfbahn vergessen, doch so wirklich unten raus kommt Buchholz 08 trotz guter Leistungen nicht. Mit 20 Punkten ist man zwar punktgleich mit Harksheide und Tornesch, doch die Formkurve zeigt etwas nach unten. Nur ein Sieg gab es in den letzten sieben Spielen, dazu zwei Remis. Hauptproblem: Buchholz macht aus seinen Chancen zu wenig. Trainer Nabil Toumi bemängelte schon mehrfach in der Saison den fehlenden Killerinstinkt seiner Truppe. Sonst würde man an der OKK wohl sehr viel beruhigter in die Zukunft schauen.

Quo vadis, HUFC?

Als letztes Team steht Hamm United noch so gerade eben über dem (virtuellen) Strich. Das hatte man, Coach Sidnei Marschall inklusive, auch vor der Saison so erwartet. Doch das „Wie“ dürfte den Verantwortlichen am Hammer Park Sorgen bereiten. 15 seiner 19 Punkte sammelte in den ersten sieben Spielen, ehe es in den letzten zehn Spielen vier weitere mickrige Pünktchen waren. Ausgerechnet der 3:2-Erfolg in Sasel ließ das Ruder umschwenken und seit dem bekommt der HUFC kaum ein Bein an die Erde. Vor allem offensiv drückt auf einmal der Schuh, denn nur Schlusslicht Osdorf hat weniger Tore geschossen. Die kommenden vier Spiele (Harksheide, Curslack, Altona, Osdorf) werden zeigen müssen, ob der HUFC das Ruder noch einmal rumreißen kann.

Für den HEBC und Özden Kocadal geht es weiter zur Sache, weil man gerade gegen direkte Konkurrenten  nicht genug Punkte holt. (Archivfoto: Lobeca/Homburg)
Für den HEBC und Özden Kocadal geht es weiter zur Sache, weil man gerade gegen direkte Konkurrenten nicht genug Punkte holt. (Archivfoto: Lobeca/Homburg)

HEBC muss gegen die direkte Konkurrenz punkten

Gut dürfte die Laune beim HEBC sein, gewann man doch am letzten Sonntag endlich mal gegen die direkte Konkurrenz. Mit 18 Zählern steht man zwar in der offiziellen Tabelle knapp über dem Strich, doch, wenn Pauli II wirklich absteigt, wird Rang 15 nicht zum Klassenerhalt reichen. Hauptprobleme: zu viele Unentschieden und zu wenig Punkte gegen die direkte Konkurrenz. Siege und Zähler gegen Concordia (4:1) oder in den Derbys (4:1, 1:1) sind zwar schön gut, aber wenn man es dann gegen die direkte Konkurrenz nicht vergolden kann, bekommt man Probleme. Dazu kommen „Slapstick-Fehler“ in der Defensive (O-Ton Trainer Kocadal) und eine mangelhafte Chancenauswertung. Das Gute für den HEBC: man hat alles selber in der Hand und wenn es keinen Absteiger aus der Regio gibt oder tatsächlich jemand aufsteigt, bleibt auch auf Rang 15 drin.

HSV ist zu undiszipliniert

Oben mitspielen, guten Fußball zeigen – das waren die Ziele des HSV III vor der Saison. Doch erstmals seit dem Oberliga-Aufstieg stecken die Rothosen so richtig in der Klemme. Zwar ist weiter für Spektakel gesucht, wenn der HSV spielt, doch es springt zu wenig dabei rum. Zu undiszipliniert agiert die Mannschaft von Marcel Lettmann und Torben Wacker, was sich sowohl an der Art und Weise der Gegentore wie auch in der Fairnesstabelle widerspiegelt (Platz 16). Dass man grundsätzlich eine gute Qualität im Kader hat, beweisen Spiele wie gegen Sasel (4:4) oder den ETV (1:2). Doch es kommt zu wenig dabei rum. Immerhin: Zuletzt konnte der HSV III zwei direkte Konkurrenten besiegen und Niederlagen gegen Meisterschaftskandidaten wird man aktuell wohl (noch) verschmerzen können.

Bekommt Rugenbergen wieder die Kurve?

Es war lange eine Saison zum Vergessen für den SV Rugenbergen. Keine Punkte, keine Siege, Trainerwechsel und lange das Schlusslicht der Liga. Dabei spielte der SVR nicht unbedingt schlechten Fußball, aber er vergaß zu häufig das Elementarste. Er schoss keine Tore. Natürlich spielten Verletzungen eine Rolle, selten konnten Michael Fischer und sein Nachfolger Nils Hachmann auf die volle Kappel zurückgreifen. So langsam zeigt die Formkurve in Rugenbergen langsam nach oben. Zehn der insgesamt gesammelten 14 Punkte holten die Bönningstedter in den letzten sieben Spielen. Es scheint also langsam aufwärts zu gehen und das man noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat, ist auch nicht die schlechteste Voraussetzung für eine Aufholjagd.

Keine Tore, keine Punkte

Das Ende der Hinrunde hatte es eigentlich gut gemeint mit TuS Osdorf. Mit Rugenbergen, Süderelbe, dem HEBC und Harksheide hatte man zum Abschluss der ersten Saisonhälfte direkte Konkurrenten vor der Brust. Doch heraus kamen mickrige zwei Punkte und keine kleine Serie. So vergrößerte sich der Rückstand auf das rettende Ufer auf sieben bzw. acht Punkte. Hauptproblem: der TuS schießt keine Tore, ganze 16 sind es nach 18 Spielen. Das ist in jeder Liga einfach zu wenig. Dazu kommt, dass die Festung Blomkamp sturmreif geschossen ist. Defacto ist Osdorf das schlechteste Heimteam der Liga. Vom Grundsatz her sind die Ansätze zwar da, aber aktuell reicht es nicht für den Klassenerhalt. Spannend wird, ob Urgestein Bennet Krause zum Start der Rückrunde den Bock mit seiner Mannschaft umstoßen kann.

Hat Curslack noch Hoffnung?

Nur zehn Punkte nach Hinrunde, 56 (!) Gegentore und nur zwei Saisonsiege: beim SV Curslack-Neuengamme scheinen die Lichter in Sachen Oberliga auszugehen. Der Umbruch, den der ehemalige Sportchef Olaf Schubert und Trainer Sven Schneppel, einläuteten scheint gründlich schief zu gehen. Schubert, sein Nachfolger Robert Mirmabachi (beide aus beruflichen Gründen) und Schneppel (entlassen) sind Geschichte. Nun sollen es Urgestein Torsten Henke (als sportlicher Leiter) und Trainer-Novize Marcello Meyer richten. Und die Ansätze sind auch da, denn in keinem der sechs Spiele unter Meyers Leitung hätte der SVCN als Verlierer vom Platz gehen müssen. Doch es kamen nur zwei Punkte bei rum. Die Hoffnung schwindet des großen Rückstands auf das rettende Ufer, daher sind Siege in den nächsten drei Spielen (Osdorf, HUFC, Türkiye) Pflicht. Sonst kann man schon im Winter die Planungen für die Landesliga starten.

Wer bleibt drin? Wer muss runter?

19 Spiele sind jetzt noch zu gehen und eine verlässliche Prognose lässt sich wohl nur schwer treffen. Dass sich der FC Süderelbe und der FC Türkiye die Klassenerhaltsbutter noch einmal vom Brot nehmen lassen, glauben wir aber nicht. Genauso wenig, dass der SV Curslack-Neuengamme den Klassenerhalt. Dazwischen kann alles passieren. Aber vielleicht weiß man schon zur Weihnachtspause ein wenig mehr.