Altona 93: Können, wollen, aber nicht müssen

Die entscheidende Phase naht für Andreas Bergmann und Altona 93. Der Aufstieg ist das Ziel - aber kein Muss!. (Foto: Lobeca/Seidel)
Die entscheidende Phase naht für Andreas Bergmann und Altona 93. Der Aufstieg ist das Ziel - aber kein Muss!. (Foto: Lobeca/Seidel)

Mutig und angriffslustig – so sollte sich Altona 93 nach dem Willen von Trainer Andreas Bergmann zu Saisonbeginn präsentieren. An der AJK hatte man sich keine großen Saisonziele gesetzt, wollte die komplett neuformierte, junge Mannschaft nicht unter Druck setzen. Doch nun hat der AFC für die Regionalliga Nord gemeldet. Eine komplette Rolle rückwärts also? Mitnichten, wie Bergmann immer wieder betont und auch im Gespräch mit Oberliga.info wieder bestätigt. Frei nach dem Motto: „Wir in Altona können, wollen, aber müssen nicht!“

Saisonstart erwartet holprig

Doch von Beginn an: man müsse Geduld mit seiner Mannschaft haben, hatte Bergmann im Gespräch im Sommer betont: „Wir haben einen Riesenumbruch hinter uns und es wird noch Zeit in Anspruch nehmen, bis alle Rädchen so greifen, wie wir uns das vorstellen.“ Und der Trainer sollte recht behalten, denn in den ersten sechs Spielen gab es nur einen Sieg. Altona lief der Musik hinterher, dem Einen oder Anderen in den sozialen Netzwerken wurde Angst und Bange.

Doch die junge Mannschaft fing sich. Nach einem 2:0 beim Niendorfer TSV folgten weitere vier Siege in fünf Spielen. Punkt für Punkt kämpfte sich der AFC nach vorne, gewann dabei zweimal das älteste Derby der Stadt sowie gegen Spitzenreiter TSV Sasel. Der Lohn: man ist auf Augenhöhe mit dem Eimsbütteler TV und darf vom Aufstieg träumen.

Dem ETV im Nacken

Altona und ETV – da war doch was? Richtig! Vor etwas mehr als knapp zwei Wochen kam es zum „Showdown“ am „Loki“, welchen der ETV mit 2:0 für sich entscheiden konnte. Eine vermeintliche Entscheidung im Kampf um die Aufstiegsrunde war gefallen. „Wir haben schwer ins Spiel gefunden“, meint Andreas Bergmann rückblickend, betont aber: „Nach 20-25 Minuten waren wir richtig gut drin und hatten für mich in der zweiten Halbzeit auch mehr vom Spiel. Am Ende machen wir den einen Fehler mehr, produzieren das eine dumme Foul und kassieren das Standard-Gegentor.“

Doch in Altona glaubte man weiter an die Chance, meldete trotz eines doch deutlichen Rückstands für die Regionalliga. Und der Glaube war der richtige, denn nachdem Eimsbüttel gleich zweimal bei Abstiegskandidaten Federn lassen musste, ist der AFC wieder dran. Sieben Punkte sind es bei zwei Spielen weniger.

Nach Startschwierigkeiten ist der AFC oben dran. Und kann auch gegen den Spitzenreiter gewinnen. (Foto: Lobeca/Seidel)

Schauen was geht, aber nichts müssen

Die Chance auf die Aufstiegsrunde im Mai ist also realistisch und die Chance will man nutzen. Dabei geht der Grand Seigneur mit gesunder Gelassenheit an die Sache: „ Wir haben das Ziel, eine stabile, spielstarke Mannschaft zu entwickeln. Und dann wir schauen einfach, was geht. Wenn wir die Aufstiegsrunde nicht schaffen, gut. Wenn wir es dahin schaffen, auch gut. Wenn wir aufsteigen sollten, dann nehmen wir auch das. Aber wir müssen nicht auf Teufel kommt raus hoch, diesen Druck haben wir nicht.“

Jung, hungrig und lernwillig

Und genau das ist der Punkt, an dem Bergmann ansetzt: „Wir haben das Jahr als Aufbaujahr gesehen. Eine junge, hungrige Mannschaft wollten wir haben, die sich entwickeln will, die Bock hat. Da ging es nicht um das Ergebnis. Doch die Jungs haben das so gut gemacht, da wollten und sollten wir ihnen die Chance nicht verbauen.“ Weiter führt er an: „Ein Sportler braucht Ziele. Nichts ist schlimmer, wenn du keine Ziele hast. Und so ein Aufstieg ist das Ziel.“

Dass seine Mannschaft noch lange nicht am Ende der Entwicklung ist weiß Andreas Bergmann aber auch. Er verdeutlicht dies am Beispiel seines Torjägers: „Michael Gries hat einen Riesenschritt nach vorne gemacht und ist ein toller Spieler. Aber in so mancher Szene sieht man doch, dass er noch viel Entwicklungspotential hat. Und dies wollen wir kitzeln – nicht nur bei ihm, sondern bei allen Spielern.“

Die Mannschaft weiterentwickeln

Doch nicht nur individuell will Bergmann seine Spieler weiterbringen. Auch die Mannschaften soll als Gefüge an ihren Leistungen wachsen. Weiter ohne Druck, aber mit dem Willen, jedes Spiel zu gewinnen. Und das Gefüge passt, wie der AFC-Coach betont, nicht nur, weil die Ergebnisse gut sind. Und er betont: „Ich würde am Liebsten den Kader so zusammen halten wie er ist. Die Mannschaft soll weiter wachsen und sich entwickeln. Natürlich wird es im Sommer Veränderungen vergeben. Aber einen großen Umbruch soll und wird es in Altona nicht geben.“ Natürlich weiß der Trainer auch, dass seine Mannschaft Begehrlichkeiten weckt, dass sich Spieler mit ihren Leistungen ins Schaufenster gestellt haben. Doch mit 30 Jahren Erfahrung als Trainer sieht Andreas Bergmann dem Ganzen gelassen entgegen – genau wie den kommenden Wochen mit vielen englischen Wochen. Und vielleicht ist es genau diese Gelassenheit, welche Altona 93 in die vierte Liga führt.