Spielausfall wegen Krieg – TeBe siegt in Nachspielzeit und Rathenow-Coach will sich „das nicht bieten lassen“

Dieses Mal hatte Torwart Serhii Zhemchuzhnyi (SC Staaken) den Ball gegen den zweifachen Torschützen Serhat Polat (links) und Erik Stiller (beide Hertha Zehlendorf) sicher. Foto: Kerstin Kellner

Am Freitag feierte Tennis Borussia einen echten Last-Minute-Sieg gegen Dynamo Schwerin. Im Mecklenburg-Derby gewann Aufsteiger Anker Wismar beim Rostocker FC und Serhat Polat schoss sich beim Erfolg von Hertha Zehlendorf an die Torjägerspitze. Und zwischen diesen ganzen sportlichen Meldungen gab es einen Spielausfall in der NOFV-Oberliga Nord.

Krieg in Israel stoppt Oberliga

TuS Makkabi Berlin beantragte beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) die Auswärtspartie bei der TSG Neustrelitz abzusetzen. Grund dafür ist der plötzliche Krieg in Israel. Der Berliner Club sah „keine andere Wahl, als den Sport für die nächste Zeit in den Hintergrund zu stellen“. Wann die Begegnung nachgeholt wird, steht noch nicht fest.

Schwerin kassiert K.o. in der Extra-Zeit

Davon wusste man am Freitag im Mommsenstadion noch nichts und beging den 9. Spieltag mit einem Krimi. TeBe hatte es mit den angeschlagenen Schwerinern zu tun, die es wieder nicht schafften etwas Zählbares mit in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern mitzunehmen. Für die SG Dynamo war es die siebte Saisonpleite und fast wäre es ein Unentschieden geworden, wenn nicht Milos Cvjetinovic vor 559 Zuschauern den Siegtreffer für die Hausherren erzielt hätte. Das Problem der Gäste: Es war die Nachspielzeit. Sie hatten danach nichts mehr entgegenzusetzen. Dabei ging der Tabellenvorletzte sogar in der 32. Minute durch Nicklas Klingberg in Führung. Nathaniel Amamoo (43.) sorgte noch vor der Pause für den Ausgleich.

Dynamo-Coach Jano Klempkow sagte danach zu OBERLIGA.info: „Erstmal großes Lob an meine Mannschaft auf der einen Seite, dass wir in der aktuellen Lage bereit waren, das ins Spiel zu investieren, was für uns notwendig ist. Diese Liga ist in diesem Jahr unglaublich stark. Wir wurden bis kurz vor Ende mit einem knappen Ergebnis belohnt. Aber dann haben wir nach zwei Unaufmerksamkeiten eben nicht den entscheidenden Zweikampf so konsequent geführt, wie die Male zuvor. Auch in den entscheidenden Momenten waren wir nicht so aufmerksam, wie wir es hätten sein müssen. So hätte der Freistoß nicht entstehen dürfen und auch die Verteidigung danach. Es war eine Eins-gegen-Eins-Aufgabe gegen sicherlich sehr gute TeBe-Spieler. Beim Ballbesitz war TeBe stärker, aber wir hatten aus meiner Sicht die klareren und besseren Chancen – da waren wir im Ausspielen nicht so stark. Nichtsdestotrotz fahren wir mit einer gesteigerten Leistung, aber null Punkten nach Hause. Wir haben noch mehr investiert als im Spiel davor. Für mich gibt es dennoch ein positives Fazit, denn wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um darauf aufzubauen. Zuhause gegen Mahlsdorf hoffen wir dann das Ergebnis auch positiv gestalten zu können. Vielleicht ist dann das Quäntchen auf unserer Seite.“

Benjamin Borth, Sportlicher Leiter bei Tennis Borussia, fasste das Spiel wie folgt zusammen:
„Es war ein druckvoller und dominanter Start von uns, doch der Torerfolg blieb aus. Folgerichtig setzte Schwerin einen Konter zur Führung. Unser Ausgleich vor der Halbzeit war dann verdient. Die zweite Halbzeit war dann nicht mehr so gut von uns. Schwerin verpasste es den Sack zuzumachen. Am Ende konnten wir dann, aufgrund der ersten Hälfte jedoch verdient, den Siegtreffer kurz vor Schluss erzielen.“ Der 29-Jährige sprach vor dem Spiel davon eine Serie zu starten, den Sieg aus der Vorwoche zu „vergolden“. Erfolg Nummer zwei in Folge ist also nun schon einmal da. In der kommenden Woche wird es ganz besonders “stressig“. Am Donnerstag kommt Zweitligist Hertha BSC zu einem Testspiel und einen Tag später ist Berlin-Pokal bei Freizeit-Verbandsligist Traktor Boxhagen.

Anker macht es schnell

Viel Freizeit hat Silvio Schulz seit dieser Saison nicht. Noch im vergangenen Jahr als Co-Trainer beim Rostocker FC übernahm er im Sommer dort die Rolle als Chefcoach. Er muss sich Gedanken machen, warum seine Mannschaft seit nunmehr einem Monat keine Tore mehr erzielt. Sechs Spiele inklusive Landespokal ohne einen eigenen Treffer erlebte der 47-Jährige mit. Am Sonnabend gab es eine 0:2 (0:2)-Schlappe gegen Aufsteiger und Landesrivalen FC Anker Wismar. Julian Hahnel (11.) und Florian Elsdorf (16.) setzen früh die Siegessegel und schipperten die Ostsee nach Nordwestmecklenburg mit drei Punkten im Gepäck zurück.

„Die Niederlage ist bitter, da wir das bessere Team waren. Leider haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Ärgerlich war auch, dass wir die Tore früh bekommen haben. Trotzdem war es ein guter Schritt in die richtige Richtung, da die Jungs weiter gemacht und den Kopf nicht in den Sand gesteckt haben“, so der RFC-Trainer danach.

Sein Wismarer Kollege Matthias Fink meinte: „Wir haben in den ersten Minuten ein gutes Spiel abgeliefert und uns mit zwei Toren belohnt. Leider haben wir das 3:0 nicht nachgelegt und den Gegner dann durch eigene Fehler eingeladen. Dieses Mal war das Glück aber sehr oft auf unserer Seite. Leider haben wir bis zum Ende das dritte Tor nicht gemacht und somit blieb es spannend. Aber es war auch wichtig, dass wir zu null gespielt haben.“ Für ihn und sein Team war es der dritte Auswärtssieg. Damit steht man in dieser Statistik auf Platz drei.

Anker Wismar gewann beim Rostocker FC. Foto: Bernhard Knothe

4:1-„Arbeitssieg“ für Sparta verschärft Union-Krise

Nach zwei Niederlagen am Stück ist auch der nächste Aufsteiger wieder in der Spur und verteidigte den Gesamtrang drei in der Tabelle. Gegen Schlusslicht FSV Union Fürstenwalde feierte Sparta Lichtenberg einen 4:1 (1:0)-Heimsieg. Daniel Hänsch (8., 58.), Tarik Hadziavdic (61.) und Omid Saberdest (66.) waren die Berliner Torschützen. Den Fürsenwalder Ehrentreffer markierte Christian Mlynarczyk (69.).

Für Sparta war es der fünfte Saisonsieg und dessen Sportlicher Leiter Alexander Fischer war rundum zufrieden: „Das war auch in der Höhe ein verdienter Sieg. Wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten, wäre das eine oder andere Tor mehr für uns herausgesprungen. Die frühe Führung hat uns in die Karten gespielt. Fürstenwalde hat sich erstmal darauf beschränkt in der Defensive gut zu stehen, die Räume eng gemacht und uns das Spiel überlassen. Da galt es Lösungen zu finden, die wir relativ schnell parat hatten. Mit und nach dem zweiten Tor nach der Pause haben wir unsere Chancen besser genutzt und das Ergebnis verdient ausgebaut. Das Gegentor resultierte dann aus einem Defensivfehler. Es war aus unserer Sicht ein ungefährdeter, aber harter Arbeitssieg. Darauf können wir in den nächsten Wochen aufbauen.“

Bei den Unionern hat man einen Tag vor dem Spiel Unterstützung für Chefcoach Robert Fröhlich dazu geholt. Andreas Frind kommt aus der eigenen Zweiten und wird Co-Trainer in der Oberliga-Mannschaft. Unter der Woche gab es übrigens das Aus im Landespokal. 0:5 hieß es gegen Ligakonkurrent FSV Optik Rathenow. Danach soll es Zoff bei den Brandenburgern gegeben haben. Mit nur vier Zählern steht der FSV weiterhin am Tabellenende. Der Club steckt in einer Krise.

Tasmania is back

Tasmania Berlin meldete sich nach zuletzt zwei Niederlagen wieder auf der Gewinnerseite zurück. Bei Eintracht Mahlsdorf gab es nach den Toren von Rico Steinhauer (21.), Dzenis Hot (52.) und Batikan Yilmaz (86.) einen klaren 3:0 (1.0)-Sieg. Co-Trainer Tobias Göth sagte danach: „Das Spiel war anfangs sehr umkämpft und wir kamen schwer in die Zweikämpfe, hatten teilweise zu große Abstände und haben dem Gegner zu viel Raum zum Spielen angeboten. Nach der Führung durch den Elfmeter kamen wir besser in das Spiel rein. In der zweiten Halbzeit standen wir defensiv deutlich besser und haben durch gute Umschaltmomente einige Torchancen herausgespielt. Aufgrund der zweiten Halbzeit ein verdienter Sieg. Die Jungs haben gut gearbeitet.“

Salar mit drittem Sieg in Folge – Kollege Kahlisch angefressen

Was ein Trainerwechsel alles bewirken kann, sah man am Wochenende wieder in Charlottenburg. Der CFC Hertha 06 fuhr unter Neu-Coach Hikemt Murat Salar den dritten Sieg in Folge seit dessen Amtsübernahme ein. Das 4:1 (3:1) gegen Optik Rathenow wollten zwar nur 55 zahlende Zuschauer (darunter 20 FSV-Fans) sehen, doch die hatten zum größten Teil ihre Freude an den Toren der Hausherren, die damit auf Platz acht kletterten. Jeongyeop Bae (9., 43.), Özer Pekdemir (13.) und Yuma Suyama (61.) waren dafür verantwortlich. Für die Optiker traf Shai Neal (40.), doch das stimmte Ingo Kahlisch nicht positiv, denn dessen Mannschaft half bei allen Hertha-Buden kräftig mit.

„Nach den zuletzt ordentlichen Leistungen war das heute ein herber Rückschlag. Wir waren nicht bereit, haben die Zweikämpfe nicht angenommen. Ich kann verlieren, aber nicht so. Das lasse ich mir in dieser Form nicht bieten, da ziehe ich jetzt durch“, sagte der Rathenower Chefcoach nach der Klatsche. Sein Co-Trainer Sven Ahlendorf sprach sogar von einem „kollektiven Versagen“.

Lichtenberg 47 bleibt dran

Lichtenberg 47 bleibt weiter auf den Fersen des Oberliga-Spitzenreiters. In Stahnsdorf gewann der Tabellenzweite beim RSV Eintracht 1949 dank einer torreichen zweiten Hälfte 3:0 (0:0). Die besorgten nämlich Gabriel Figurski (60.) und John Gruber (79., 81.).

Polat überwindet Respekt am besten

Ebenfalls erst im zweiten Durchgang setzte sich Tabellenführer F.C. Hertha 03 Zehlendorf beim SC Staaken durch. Noch torlos in Halbzeit eins übernahm Serhat Polat (62., 71.) die Aufgabe und sorgte für einen 2:0 (0:0)-Auswärtssieg von H03. Dabei stand der Doppeltorschütze fast noch vor einem Hattrick, doch der Pfosten stand ihm in der 83. Minute im Weg. Die Gastgeber waren nicht chancenlos, denn gerade in der ersten Hälfte hatten diese einige sehr gute Möglichkeiten.

SCS-Coach Thorsten Meyer, der gerade erst aus dem Urlaub zurückkehrte, sagte nach dem Spiel: „Ein sehr ordentliches Spiel von beiden Teams und hochintensiv. Es gab dabei schnelle Spielzüge auf beiden Seiten. Wir haben Hertha 03 in der ersten Halbzeit teils vor Probleme gestellt, hatten dabei ein Chancenplus. Etwas genauer beim letzten Pass wäre in der ersten Hälfte mehr drin gewesen. Aber Hertha 03 war trotzdem immer gefährlich. In der ersten Halbzeit ging unser Matchplan gut auf. Daran wollten wir nach der Pause festhalten. Wir kamen in den ersten fünf bis acht Minuten sehr gut aus der Kabine. Ab dann bekam Hertha 03 das Spiel immer besser in den Griff und erspielte sich einige Chancen. Das 0:1 fiel dann durch das Wegrutschen unseres rechten Außenverteidigers im Strafraum und Milgramm konnte ungehindert auf Polat passen, welcher am zweiten Pfosten einschieben konnte. In ähnlicher Manier fiel kurze Zeit später auch das 0:2. Wir stellten leicht um und wechselten aus, um noch mal ein wenig neue Luft zu bekommen. Hertha 03 konterte dann und hätte auch den ein oder anderen Treffer mehr erzielen können. Wir öffneten in der Defensive ein wenig, versuchten den Anschlusstreffer zu erzielen und hatten kurz vor Schluss noch eine Kopfball-Möglichkeit, die leider nicht zum Treffer genutzt werden konnte. Fazit: Gutes, intensives, spannendes Oberliga-Spiel. Chancen auf beiden Seiten. Durch die zweite Halbzeit war Hertha 03 verdienter Sieger.“

Zehlendorfs Sportlicher Leiter Michael Stüwe-Zimmer meinte: „Wir hatten schon Respekt vor dem Spiel, weil es auf dem engen Kunstrasen stattfand und die Atmosphäre dort hitzig ist, denn die Zuschauer stehen direkt am Platz. Die erste Halbzeit war schon recht schwierig. Da hätten wir auch in Rückstand geraten können und dann wäre es sehr problematisch geworden. Es war ein enges Spiel, mit vielen Zweikämpfen und Hektik. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser in den Griff bekommen und dann unsere Tore durch Serhat Polat gemacht. Staaken hatte aus meiner Sicht dann auch nicht mehr so richtige Chancen. Wenn wir natürlich 2:0 führen, dann wird es für den Gegner schwer und es hätte auch wieder ein höheres Ergebnis werden können, weil wir noch exzellente Chancen hatten. Im Ganzen sind wir froh, dass wir die Hürde Staaken genommen haben. Das war von den Voraussetzungen sicherlich das schwerste Spiel, umso froher sind wir.“ Randnotiz: Polat setzte sich mit seinen Saisontreffern Nummer acht und neun an die Spitze der Torjägerliste.

Punktspielfreies Wochenende steht bevor – Stahndsdorfer empfangen Regionalligist am Feiertag

Weiter geht es in der Oberliga Nord erst am 21. und 22. Oktober, denn das kommende Wochenende steht ganz im Zeichen der Landespokalwettbewerbe in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg wurde bereits am Tag der deutschen Einheit die 2. Runde ausgetragen. RSV Eintracht 1949 (2:1 nach Verlängerung bei TSG Einheit Bernau) trifft im Achtelfinale auf Regionalligist Babelsberg 03. FSV Optik Rathenow (5:0 bei Ligakonkurrent FSV Union Fürstenwalde) muss FV Preussen Eberswalde (Brandenburgliga). Gespielt wird am 31. Oktober.

Der 9. Spieltag (6.-8.10.)

Tennis Borussia – Dynamo Schwerin 2:1
Rostocker FC – Anker Wismar 0:2
RSV Eintracht 1949 – Lichtenberg 47 0:3
TSG Neustrelitz – TuS Makkabi (abgesagt)
Sparta Lichtenberg – Union Fürstenwalde 4:1
SC Staaken – Hertha Zehlendorf 0:2
Eintracht Mahlsdorf – Tasmania Berlin 0:3
CFC Hertha – Optik Rathenow 4:1

Die Tabelle

1.FC Hertha 03 Zehlendorf933 : 927
2.SV Lichtenberg 47930 : 424
3.SV Sparta Lichtenberg924 : 1516
4.Tennis Borussia Berlin917 : 1315
5.SV Tasmania Berlin918 : 1014
6.TuS Makkabi Berlin814 : 813
7.SC Staaken916 : 2213
8.CFC Hertha 06918 : 2012
9.FC Anker Wismar914 : 1912
10.BSV Eintracht Mahlsdorf911 : 1811
11.TSG Neustrelitz815 : 1510
12.FSV Optik Rathenow916 : 2110
13.RSV Eintracht 1949913 : 2110
14.Rostocker FC98 : 259
15.SG Dynamo Schwerin911 : 226
16.FSV Union Fürstenwalde910 : 264