Spektakuläre Anfangsphase und Knackpunkt nach der Pause

Raoul Bouveron (14, HEBC) bejubelt seinen Treffer zum 4:2. Foto: Niklas Runne

Vor genau einer Woche musste sich der HEBC im Lotto-Pokal Viertelfinale gegen den ETSV geschlagen geben, nun sollte in der Oberliga Hamburg eine Reaktion gezeigt werden. In der Liga sind sie mit einer Serie von fünf ungeschlagen Spielen in die Partie gegen den FC Türkiye am Sonntagvormittag gegangen. Auf der anderen Seite steht der FC Türkiye im Tabellenkeller. Zum Jahresbeginn trennte man sich von Aufstiegstrainer Daniel Sager und holte einen alten Bekannten zurück. Erhan Albayrak soll die Wilhelmsburger in der Liga halten und seine Mannschaft zeigte in den vier Spielen unter seiner Regie ein anderes Gesicht. Gegen den ETSV (0:1) und Altona 93 (1:5) verloren sie zwar jeweils, doch zeigten sehr vielversprechende Leistungen. Gegen den SC Victoria (3:2) belohnten sie sich erstmals und holten den ersten Dreier in 2024. Im ersten Durchgang traf man gleich dreimal. Zwei Treffer davon gingen aufs Konto von Stürmer Michel Netzbandt. Im vergangenen Jahr wurde der 28-Jährige hinter Martin Harnik, mit 29 Toren der zweitbeste Torschütze. Er hatte einen großen Anteil an einer sehr offensivstarken Mannschaft, welche sich im ersten Jahr nach dem Aufstieg relativ souverän in der Klasse hielt. Doch in dieser Saison bremste ihn eine mehrere Monate lange Verletzung aus. Das Ergebnis waren gerade einmal 18 erzielte Tore aus 18 Spielen für die Wilhelmsburger. Nun zeigt Netzbandt wieder, wie wichtig der Stürmer für den FC Türkiye ist. Doch auch seine Mitspieler wissen, wo das Tor steht. Gegen „Vicky“ traf Oguz Koras und vergangene Woche Elyesa Pekin und Metekaan Yilmaz. Letztere beiden drehten einen Rückstand gegen den FC Alsterbrüder zum 2:1-Heimsieg. So gab es zuletzt zwei wichtige Siege und das rettende Ufer rückte wieder näher. Nun sollte beim HEBC der dritte Sieg in Serie her.

Michel Netzbandt (9, FC Türkiye) zeigte nach seiner Verletztung, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Foto: Niklas Runne

Spektakulärer Start

Die Partie begann sehr intensiv. Beide Teams pressten und es wurde direkt gefährlich. Piet Oldag chipte den Ball zu dem einlaufenden Grünewald, doch er schiebt den Ball knapp am langen Eck vorbei.
Im Gegenzug kann Hasan Karaca für die Gäste zu einfach durch drei Gegenspieler spazieren und bedient Michel Netzbandt (4.) welcher trocken einschiebt. Der frühe Rückstand für die Eimsbütteler. Es war bereits das neunte Gegentor der Hausherren in den ersten 15 Minuten. Doch zwei Minuten später folgte die direkte Antwort. Ein Eckball landet auf dem Kopf von Janek Wrede (6.) zum Ausgleich. Ein munterer Beginn am Reinmüller-Platz, was auch der anfällig rechten Abwehrseite der Eimsbütteler geschuldet war. Es war ein Hin und her mit Chancen auf beiden Seiten. Die Anfangsphase lief noch immer und erneut ging es über die linke Seite der Wilhelmsburger. Zunächst verpassten gleich zwei Spieler, doch Luis Hacker (14.) traf sehenswert aus der Distanz zur erneuten Führung. Im Laufe der ersten Hälfte übernahmen die Gastgeber die Kontrolle und hatten mehr vom Spiel. Wilhelm holte einen Freistoß raus, welchen Fabian Lemke vors Tor brachte. Türkiye pennte komplett und bleibt stehen, sodass Wrede (30.) frei durchläuft und einnickte. HEBC war nun am Drücker und nur drei Minuten später verpasste Wrede den Hattrick, denn sein Kopfball wurde auf der Linie geklärt. Zur Pause stand es 2:2-Remis, doch HEBC war dem dritten Treffer etwas näher. Bitter für das Team von der Tornquiststraße war, dass Christopher Grünewald auf die Schulter fiel und verletzt ausgewechselt werden musste.

Zweimal ging der FC Türkiye im ersten Durchgang in Führung. Foto: Niklas Runne

Erst die Chance, dann das Gegentor

Nach dem Seitenwechsel wurden zunächst die Gäste gefährlich. Die Hintermannschaft der Eimsbütteler war nicht gut sortiert, sodass Netzbandt zum Schluss kam. Dieser war eigentlich harmlos, doch Torhüter Nils Ahmann machte diesen gefährlich. HEBC hatte mehr Spielanteile im zweiten Durchgang, dennoch war es ein offenes Spiel, da beide Teams Chancen hatten und hinten nicht hundertprozentig sicher waren.
Knapp 20 Minuten vor dem Ende bekam Türkiye die Riesenchance auf die dritte Führung an diesem Sonntagvormittag. Metekaan Yilmaz marschierte durch die Abwehr und haut den Ball an den Innenpfosten. Zu diesem Zeitpunkt konnte man schon sagen, dass die Gäste die besseren Chancen hatten. Doch im Gegenzug fiel Allan Muto im Strafraum und der Schiedsrichter zeigte auf den Elfmeterpunkt. Der eingewechselte Semir Demirovic (73.) trat an und lupfte den Strafstoß frech in die Mitte. Die Gastgeber drehten die Partie und sieben Minuten später legten sie nach. Eine Flanke von Demirovic nimmt Raoul Bouveron (80.) Volley zum 4:2. Es wurde immer bitterer für die Wilhelmsburger. Drei Minuten nach dem vierten Treffer beriet sich der Schiedsrichter mit seinem Assistenten und zeigte Hasan Karaca die Gelb-Rote Karte. Der Grund war vielen ein Rätsel und auch wir konnten es nicht aufklären. Mit zehn Mann sollte die Partie beendet werden, doch mit der anschließenden Aktion fiel der nächste Treffer des HEBC. Wilhelm brachte die Ecke und Bastian Stech (84.) nimmt den Ball direkt zum 5:2-Endstand. Erneut war es ein ruhender Ball, welchen der FC Türkiye sehr schwach verteidigte. So gab es nach zwei Siegen zuletzt, einen herben Dämpfer für die Wilhelmsburger. Die Konkurrenz punktete, sodass der 15.Rang nun schon fünf Punkte entfernt ist.

Semir Demirovic (HEBC) verwandelte den Elfmeter frech zum 3:2. Foto: Niklas Runne

HEBC zufrieden

HEBC-Trainer Özden Kocadal sagte nach dem Spiel bei Oberliga.Info: „Im Großen und Ganzen bin ich natürlich zufrieden. Wenn man 5:2 gegen so einen spielstarken Gegner gewinnt, dann muss man zufrieden sein. Vor allem, weil wir zweimal zurücklagen. Da hat meine Mannschaft wieder einmal Comeback-Fähigkeiten gezeigt, das hat mir sehr gut gefallen. Nicht gefallen haben mir diese zwei frühen Gegentore und die Art und Weise wie wir diese kassiert haben. Da müssen wir nochmal ran und überlegen, wie wir das besser machen können. Wir waren inaktiv und haben eher Begleitschutz gezeigt.“
Nach ganz oben scheint man an der Tornquiststraße nicht zu blicken: „Von ganz oben brauchen wir nicht sprechen, das ist utopisch und überhaupt nicht unser Anspruch. Wir sind total zufrieden, wo wir uns gerade befinden. Momentan setzen wir uns nicht so wirklich Platzierungsziele, sondern eher Entwicklungsziele, damit wir gewisse Dinge besser machen, sodass wir in gewissen Situationen wie heute bei den Gegentoren Schritte machen und was dabei dann herauskommt, werden wir sehen.“

Özden Kocadal (HEBC) ist zufrieden. Foto: Niklas Runne

„Das war es sicherlich nicht.“

Türkiye-Trainer Erhan Albayrak sagte nach dem Spiel: „Auf dem Papier sieht es natürlich eindeutig aus, doch das war es sicherlich nicht. Der Knackpunkt war beim Stand von 2:2, als unser Außenverteidiger den Innenpfosten trifft. Im Gegenzug stellen wir uns nicht clever an. Aber auch bei Standards, waren wir am Mann nicht dran und dann nutzt HEBC das schamlos aus. Es war lange ein offenes 50/50 Spiel, aber am Ende haben wir die größeren Fehler gemacht. Da wurden wir durch eine klasse Mannschaft eiskalt bestraft.

FC Türkiye-Trainer Erhan Albayrak. Foto: Niklas Runne

„Das wird hammerhart!“

Am kommenden Wochenende kommt es für beide Teams zu direkten Duellen. Der HEBC gastiert am Exerzierplatz und möchte gegen den TuRa Harkheide die nächsten drei Punkte einsammeln.
Doch es wird eine sehr harte Aufgabe, laut Trainer Kocadal: „Das wird hammerhart! Es wird auf jeden Fall nicht so ein Gang wie heute. Uns werden viele Spieler fehlen, nun hat sich heute auch noch einer der wichtigsten Spieler verletzt und wird wahrscheinlich länger ausfallen. Am Freitag ist der Kader sehr dünn besetzt, ich bin gespannt wie wir dort auftreten. Gegen TuRa ist es immer schwer, vor allem bei denen auf ihrem riesengroßen Platz.“

Sorgen vor dem „Sechs-Punkte-Spiel“

Der FC Tükiye empfängt mit dem SV Halstenbek-Rellingen einen Konkurrenten. Albayrak betonte die Bedeutsamkeit der Partie, doch beklagt einige Ausfälle: „Samstag ist ein Sechs-Punkte-Spiel. Wir haben einige Sperren und Verletzte. Da müssen wir schauen, dass wir elf Spieler zusammen kriegen.“
Mit Hasan Karaca (Gelb-Rot), Kapitän Sahin Taflan und Luis Hacker (beide Gelbsperre) fehlen gleich drei Stammspieler. Die personelle Situation bei den Wilhelmsburgern ist sehr angespannt. Bereits an den Reinmüller-Platz reiste man mit nur drei Ersatzspielern an.

Hasan Ozan Karaca (42, FC Türkiye) wird nach seiner Gelb-Roten Karte, am Wochenende fehlen. Foto: Niklas Runne