ETSV will die Enttäuschung vergessen

Jan-Philipp Rose soll mit dem ETSV ganz oben angreifen. (Foto: Lobeca/Seidel)
Jan-Philipp Rose soll mit dem ETSV ganz oben angreifen. (Foto: Lobeca/Seidel)

Die Saison 2025/26 steht in den Startlöchern und wir schauen wie in jedem Jahr bei allen 18 Teams der Oberliga Hamburg vorbei. Die neunte Station führt uns an den Mittleren Landweg, wo der ETSV die Enttäuschung der letzten Saison vergessen machen möchte. Mit neuformiertem Kader und gehöriger Selbstkritik will man die Enttäuschung vergessen machen und wieder ganz oben angreifen.

Saison 2024/25

Dabei ging die letzte Spielzeit überragend los. Nach fünf Spielen führte der ETSV die Tabelle mit weißer Weste und 28:1-Toren an. Nicht wenige stellten die Frage, ob die Eisenbahner den Titel holen würden, sondern wann. Doch aus den folgenden zwölf Partien gab es nur sechs Erfolge – zur Saisonhalbzeit war der Meisterschaftszug abgefahren. Und die Rückrunde verlief trotz Trainerwechsel nur bedingt besser: nur Rang acht in der Tabelle der zweiten Halbserie. Der Konkurrenz sei Dank blieb der ETSV immerhin Fünfter – meilenweit hinter den eigenen Ansprüchen. Auch im Pokal war frühzeitig Schluss. Bereits in der vierten Runde scheiterte man in Sasel. „Die Saison war eine große Enttäuschung für uns“, bekräftigt Manager Jasmin Huremovic, dem es gar nicht so sehr um die Platzierung geht: „Wenn wir vernünftig Fußball gespielt hätten und wir am Ende sagen müssen, dass vier Teams besser wären, könnte ich damit leben. Aber so war das spielerisch einfach zu wenig und nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.“ Dabei übt „Jassi“ auch Selbstkritik: „Ich habe zusammen mit Berkan Algan die Mannschaft zusammengestellt. Und diese war nicht gut genug.“

Can Kömürcü gehört zu den vielen namhaften Neuzugängen am Mittleren Landweg. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Wer kommt? Wer geht?

Die ETSV-Logik daraus: auch in diesem Sommer wird der Kader umgekrempelt. Zwölf Spieler werden in der neuen Saison nicht mehr für den ETSV auflaufen. Das fängt im Tor an: von drei Torhütern der Vorsaison ist keiner mehr da. Elian Clasen, lange verletzt, wechselt zu TBS Pinneberg, der im Winter verpflichtete Przemyslaw Szymura geht zum SV Azadi Lübeck, während Malte Schuchardt noch ohne neuen Club ist. In der Defensive geht Tjorben Upfhoff ebenfalls zu TBS, Ishmael Abubakari Schubert schließt sich Concordia an. Auch die Offensivkräfte Benjamin Mashollaj (FC Oberneuland), Tayfun Can (Altona 93) und Caner Bektas (Teutonia 05) sind gegangen. Dazu hat das treffsichere Sturmduo den ETSV verlassen. Benjamin Petrick stürmt jetzt für den SV Todesfelde, Antonio Verinac schafft den Sprung in die Regionalliga. Noch ohne neuen Club sind Calvin Ogara und Oskar Lenz.

Gleich 16 Neue durfte Trainer Jan-Philipp Rose zum Start begrüßen. Im Tor wird der drittliga-erfahrene Tom Müller (Hallescher FC) den Konkurrenzkampf mit Rückkehrer Frederick Lorenzen (Dynamo Schwerin) und Youngster Finn Fenske (SC Victoria) aufnehmen. Gleich vier Neuzugänge kommen vom FC Süderelbe. Verteidiger Justin Heinbockel, die offensiven Mittelfeldakteure Can Kömürcü und Erolind Krasniqi sowie Stürmer Marius Wilms wechselten vom Kiesbarg an den Mittleren Landweg. Vom Eimsbütteler TV verpflichtet der ETSV mit Außenverteidiger Eugenio Lopes und Sechser Blerim Qestaj zwei Spieler. Ebenfalls von der Konkurrenz hat mit Brandolf Duah (Niendorfer TSV) ein junger Innenverteidiger den Weg an den mittleren Landweg gefunden. Auch in der Regionalliga hat der ETSV zugeschlagen: Lennart Appe (FC St. Pauli II), Nick Selutin (Eintracht Norderstedt) und Ogechika Heil (Greifswalder FC, spielte in der niederländischen Eredivise und in der 2. Bundesliga) verfügen über Erfahrung in der vierten Liga. Den Kader komplettieren Andy Appiah von Absteiger Concordia sowie die Stürmer Abdul Rauf (Heeslinger SC) und Maksym Khlan (Atlanktik 97).

Players to watch

Torjäger Verinac weg? Das kommt etwas überraschend, doch Manager Huremovic betont, dass der 26-Tore-Mann kein neues Angebot bekam: „Antonio ist ein feiner Kerl und hat viele Tore für uns gemacht. Doch wir glauben, dass er für die Spielidee, die wir haben, nicht der richtige Spieler ist.“ Daher versucht man im Sturm einen Neuanfang, wie überhaupt der Kader ein neues Gesicht erhält. Akteure wie Krasniqi, Kömürcü oder Duah müssen ihre Qualität auch am Mittleren Landweg so zeigen, wie sie es bei ihren vorherigen Oberliga-Clubs getan haben. Dazu müssen die Regionalliga-Spieler ihre Qualität auf den Platz bringen. Spannend wird, ob es dem ETSV gelingt, Bujar Sejdija erst einmal zu ersetzen. In der letzten Spielzeit gelang es niemandem, den 26-Jährigen nach seiner schweren Knieverletzung auch nur ansatzweise zu vertreten.

Yannick Siemsen gehört zu den Spielern, die dem ETSV erhalten bleiben. (Foto: Lobeca/Seidel)

Trainer und Ziele

Seit dem Winter heißt der Trainer Jan-Philipp Rose. Der langjährige Regionalliga-Spieler wurde als Interimstrainer Pokalsieger mit Teutonia 05, war sonst als Co-Trainer bei den Teutonen, in Norderstedt und bei St. Pauli II aktiv. Seine erste Cheftrainerstation war bisher kein großer Erfolg, wobei sich die Rose-Bilanz (acht Siege, zwei Remis in 14 Spielen) durchaus sehen lassen kann. Auch wenn der 39-Jährige die Saison natürlich nicht retten konnte.

Doch nun hat er seine Wunschspieler bekommen und eine neue, schlagkräftige Truppe zusammen – neuer Druck für Rose folgt daraus. Auch wenn sein Manager im Gespräch mit Oberliga.info offiziell Druck vom Kessel nahm. So meint Jassi Huremovic: „Wir wollen besser sein und vor allem besser spielen als im letzten Jahr.“ Angesichts der Investitionen, der zahlreichen Zugänge mit Profi-Erfahrung dürften die Ansprüche trotz der enttäuschenden letzten Saison kaum gesunken sein. Der ETSV ist der einzige, ernsthafte Anwärter auf die Regionalliga und, auf dem Papier, die einzige Mannschaft, welche die Meisterschaftsambitionen von TuS Dassendorf gefährden könnte.

Vorbereitung

Eine fast makellose Bilanz hat der ETSV in der bisherigen Vorbereitung. Beim Turnier des ASV Bergedorf setzten sich die Eisenbahner souverän durch, gewannen alle Spiele. Dazu gab es Siege gegen Lohbrügge und Klub Kosova, dazu ein Remis gegen Kilia Kiel (Meister der Oberliga Schleswig-Holstein). Fehlt noch die Generalprobe am kommenden Samstag beim PSV Neumünster, ehe dann die offizielle Saisoneröffnung folgt. Dort empfängt der ETSV TuS Dassendorf und weiß wohl endgültig, wo er steht.

VfL Lohbrügge 3:0 (Turnier Bergedorf)
SV Altengamme 2:1 (Turnier Bergedorf)
Meiendorfer SV 3:0 (Turnier Bergedorf)
SV Altengamme 7:0 (Finale Bergedorf)
Kilia Kiel 0:0
VfL Lohbrügge 4:2
Klub Kosova 3:1
PSV Neumünster (19. Juli/A)
TuS Dassendorf (25. Juli/H/1. Spieltag und Saisoneröffnung Oberliga Hamburg)