„Es regiert die totale Verunsicherung“ – TuRa braucht ein „Erfolgserlebnis“

Endrit Halili (33, TuRa Harksheide) am Boden. Lobeca/Henning Rohlfs

Bei TuRa Harksheide zeigte die Formkurve in den vergangenen Wochen steil nach unten. Nach der überragenden Hinserie und dem dritten Platz, folgte ein extremer Leistungseinbruch. Aus dem Überraschungsteam der Hinrunde ist das zweitschlechteste Team im Kalenderjahr 2024. Die große Stärke wurden mittlerweile zur Schwäche und die Mannschaft hat Probleme wieder Siege einzufahren. Oberliga.Info sprach mit TuRa-Coach Jörg Schwarzer über die aktuelle Situation und die kommenden Wochen.

Hängende Köpfe

Der letzte Sieg des TuRa in der Oberliga Hamburg datiert vom zweiten Februar. Damals gewannen sie mit 4:0 gegen den SV Rugenbergen. Auf dem heimischen Exerzierplatz galten sie lange als nur schwer zu schlagen. Auch ihre Defensive zu knacken, stellte einige Teams vor eine Herausforderung. So blieben sie in den ersten beiden Spielen des neuen Jahres ohne Gegentreffer. Es folgte die Partie bei der TuS Dassendorf. Zweimal gingen sie in Führung, doch zwei Elfmeter retteten „Dasse“ den Punkt. Doch es schien, als hätte dieses Spiel mit den Norderstedtern etwas gemacht. Seit dem warten sie seit nun acht Spielen und 68 Tagen auf einen Sieg. Trainer Jörg Schwarzer sagte gegenüber Oberliga.Info über die aktuelle Situation: „Es regiert die totale Verunsicherung. Wir haben gegen Dassendorf noch richtig gut gespielt. Danach haben wir aber gegen Niendorf eine Reise bekommen, waren im Anschluss gegen den ETSV und Altona auch chancenlos. Da gingen die Köpfe runter und von dieser Verunsicherung konnten wir uns bisher nicht erholen. Das Bild ist allerdings etwas verzerrt: Wir haben in der Hinrunde sicherlich ein wenig überperformt, jetzt sind wir etwas unter Wert geschlagen. Wir waren gegen Türkiye oder HR nicht schlechter, aber aktuell läuft es dann auch etwas gegen uns.“

Die 0:5-Klatsche gegen den SV Halstenbek-Rellingen war vom Ergebnis der bisherige Tiefpunkt der aktuellen Krise. Dazu sagte Schwarzer weiter: „Wir kassieren ein frühes Tor, wo aus unserer Sicht der Ball an die Latte geht, dann auf die Linie und wieder raus. Der Schiedsrichter entscheidet auf Tor, weil er das so gesehen hat. Das sind dann diese 50/50-Entscheidungen, die aktuell auch gegen uns gehen. Wir haben vorher selbst Chancen, in Führung zu gehen, machen sie nicht und fallen dann in der zweiten Halbzeit nach eigenen individuellen Fehlern so ein wenig auseinander.“

Lenny Kufrin (im Bild Links) gehört zu den jüngsten Spielern im TuRa-Kader (Foto: Lobeca/Pfaff)

Aus der Stärke wird die Schwäche

Lange Zeit das Aushängeschild war die Defensive das Harksheider Aushängeschild. Mit nur 27 Gegentreffern aus 20 Spielen stellten sie die drittbeste Defensive der Liga. Doch seit dem genannten Dassendorf-Spiel wirkt die Abwehr sehr löchrig. Die kommenden neun Spiele brachten ebenfalls 27 Gegentore und somit den Abfall auf den achten Tabellenplatz. Drei Gegentore pro Spiel sind in dieser Phase mehr als doppelt so viel wie in den ersten zwei Dritteln der Saison.

„Uns fehlt die Stabilität“, so Schwarzers Einschätzung: „Sobald wir ein Gegentor bekommen sind wir verunsichert und dann brauchen wir häufig zu lang, um den Kopf wieder zu erheben. Die Selbstverständlichkeit ist auch weg, gerade vor des Gegners Tor. Chancen, die wir noch im Winter im Schlaf gemacht hätten, bleiben jetzt ungenutzt.“

Bereits 15 Zähler mussten sie trotz Führung abgeben und jetzt hakt es auch noch in der Abteilung Attacke. In fünf der vergangenen sieben Spiele blieb Harksheide ohne ein eigenes Tor.

Niklas Grünitz ist enttäuscht. (Foto: Lobeca/Henning Rohlfs)

Die Lösung ist ganz einfach

Dank der starken Hinserie muss man sich am Exerzierplatz sich um den Klassenverbleib keine Sorgen machen. Zumal das Saisonziel grundsätzlich erreicht ist. „Wir wollten die Vorsaison mit dem souveränen Klassenerhalt bestätigen. Ich denke, das haben wir bisher auch gemacht“, bekräftigt Jörg Schwarzer, betont aber: „Das Bild ist aufgrund der bisher sehr unterschiedlich verlaufenen Halbserien natürlich schwierig, aber wir haben den Klassenerhalt unter Dach und Fach. Wir haben eine junge Mannschaft, unsere Startformationen sind im Schnitt meist 23 Jahre alt, und die macht eine gute Entwicklung. Dazu gehören aber auch so Schwächephasen, zumal ich den Eindruck habe, dass die Mannschaft nicht die Saison einfach auslaufen lässt. Sie hat Feuer, aber es fehlt die absolute Selbstverständlichkeit, die wir in der Hinrunde noch hatten.“ Die Lösung dafür ist laut des 57-Jährigem ganz einfach: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis.“

Jubelbilder sind bei TuRa Harksheide selten. (Foto: Lobeca/Pfaff)

Starker Gegner kommt am Freitagabend

Dieses soll am besten bereits am kommenden Freitag her. Auf dem heimischen Platz empfängt TuRa Harksheide den FC Süderelbe. Dieser fand zuletzt nach einem kleinen Formtief in die Spur. Sie holten drei Siege aus den vergangenen drei Partien und konnten endlich wieder offensiv überzeugen. 14 Tore erzielten sie in den besagten Partien. Die Neugrabener schätzt Jörg Schwarzer folgendermaßen ein: „Süderelbe gehört zu den Mannschaften, die ein wenig unter Wert sind. Sie sind spielerisch stark und insgesamt besser, als es die Tabelle aussagt. Für uns wird das ein richtig schweres Spiel gegen einen richtig starken Gegner.“

Am Freitag trifft Jannik Lüthjens, hier rechts, mit Harksheide auf den widererstarkten FC Süderelbe (Foto: Lobeca/Rohlfs)

50 Punkte-Marke soll her

Nach dem Spiel gegen den FC Süderelbe warten die Partien beim Düneberger SV, gegen den USC Paloma, bei Buchholz 08 und beim WTSV Concordia auf TuRa Harksheide. Das Restprogramm ist vermeintlich leicht. Auch wenn nach ganz oben nicht mehr viel gehen wird, setzen sie sich durchaus noch Ziele: „Wir brauchen das Erfolgserlebnis. Und dann sind wir in der Lage, den aktuellen Tabellenplatz auch zu bestätigen. Ich hab vor ein paar Wochen gelesen, dass sich der HEBC darüber gefreut hat, mit 50 Punkten einen Vereinsrekord an Punkten aufgestellt hat. Diese Marke können und wollen wir auch knacken. Wir wissen, dass dies kein Selbstläufer für uns wird und wenn es nicht klappt, dann wissen wir aber auch, dass das kein Beinbruch ist.“

Jörg Schwarzer hat mit seinem noch ein Klares Ziel vor Augen.