Vorwärts-Wacker Billstedt hatte vor der Saison kräftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Nicht wenige Beobachter der Liga, aber auch die Konkurrenz hatte den SCVW auf dem Zettel, wenn es um die Platzierungen ganz vorne geht. Doch die Billstedter kamen nicht in die Saison hinein, standen zwischenzeitlich auf einem Abstiegsplatz und haben sich jetzt nach einem ersten Zwischenspurt etwas frei gekämpft. OBERLIGA.INFO sprach mit Präsident Carsten Kober über den bisherigen Saisonverlauf, das anstehende Derby gegen HT 16 und die Ziele für den Rest der Spielzeit.
„Hat uns mehr Selbstvertrauen gekostet als wir dachten“
Lawrence Schön, Oliver Doege, Michel Netzbandt, Luis Hacker, Emirkaan Güzel und noch weitere: vor der Saison hat sich Vorwärts-Wacker enorm verstärkt, Spieler geholt, welche die Abgänge kompensieren sollten und das Team besser machen sollten. Und euphorisch war der Start, man überzeugte mit 5:1 bei Teutonia 05 – nur um die Punkte dann am grünen Tisch zu verlieren. „Wir haben den Spieler nicht eingetragen, das war unser Fehler“, bekennt Kober dazu und nimmt an: „Das war ein Schlag ins Kontor und das hat uns im Kopf vermutlich mehr Selbstvertrauen gekostet, als wir glaubten.“ Es folgten eine Abreibung gegen Halstenbek und eine Niederlage gegen Paloma, ehe dann am vierten Spieltag der erste Sieg folgte.

Integration braucht Zeit
Es folgt zwar eine Miniserie mit weiteren fünf Punkten in drei Spielen, doch so wirklich kam der SCVW nicht in die Gänge. Es rumpelte, es ruckelte in allen Mannschaftsteilen und speziell auswärts kam die Mannschaft von Ümit Taytanli nicht in Gang. Erst in den letzten Wochen, mit Siegen gegen Dassendorf und dem ersten Auswärtserfolg in Curslack konnte sich Billstedt unten absetzen. Jetzt darf man den Blick etwas nach oben richten.
Ganz überraschend kommt der aktuelle Stand für Kober nicht: „Wir hatten elf neue Spieler in den Kader zu integrieren, darunter viele direkt für die erste Elf. So eine Integration braucht Zeit.“ Der Präsident fügt aber hinzu: „Die Dauer haben wir vielleicht etwas unterschätzt und möglicherweise auch unterschätzt, was passiert, wenn es wie zu Saisonbeginn nicht rund läuft.“ Vom weiteren Weg ist er aber überzeugt: „Die Mannschaft hat gegen Dassendorf gezeigt, zu was sie fähig ist, und das wir jeden Gegner vor Probleme stellen können.“
Allerdings sei man noch nicht so gefestigt, wie man es sich wünscht. „Gegen Curslack haben wir 45 Minuten Probleme ins Spiel zu kommen, machen das in Überzahl dann aber sehr gut. Und auch im Pokal (5:3 bei Germania Schnellsen) haben wir uns lange schwer getan. Es ist noch ein Stück zu gehen, aber ich bin überzeugt, dass die Mannschaft sich weiter festigen wird.“ Der SCVW ist daher noch immer auf der Suche nach der endgültigen Stabilität.

Derby vor der Brust
Nun steht das Derby an, der Aufsteiger HT 16 ist zu Gast (Sonntag, 15 Uhr). 1,4 Kilometer trennen beide Plätze, viel mehr Derby geht in Hamburgs Beletage nur in Eimsbüttel. Und die Gäste stehen da, wo Vorwärts-Wacker gerne stehen würde – auf Platz sechs. Sechs Punkte beträgt der Vorsprung der Turnerschaft auf den Lokalrivalen, ein Umstand, den es zu ändern gilt. Doch der Respekt vor HT ist groß: „Sie haben eindrucksvoll die Landesliga gewonnen, haben sich gut verstärkt und spielen erfolgreich. Über diese Entwicklung kann man nur den Hut ziehen.“ Dennoch sollen die Punkte am Öjendorfer Weg bleiben, das Derby soll gewonnen werden.
Zielsetzung bleibt, aber
Denn an den Zielen hat sich nichts geändert. Vorwärts-Wacker will besser sein als im letzten Jahr, mindestens Rang sieben soll es daher sein. „Und dies haben wir ja noch in der eigenen Hand. Da gibt es für uns keinen Grund etwas daran zu ändern“, so Carsten Kober. Er schränkt aber auch ein: „Wir werden in der Winterpause genau analysieren, wo wir stehen. Und dann, sofern nötig, unsere Ziele für den Rest der Saison anpassen.“ Bis dahin sind aber noch sechs Spiele zu absolvieren, das Derby ist der Auftakt zu einem anspruchsvollen Restprogramm. Danach folgen der ETV, Süderelbe und Teutonia. Einfach ist sicherlich anders. Aber soweit denkt Kober nicht – höchstens bis zum kommenden Montag: „Dann bin ich gespannt, wen wir im Pokal zugelost bekommen.“