ETV möchte Spaß haben

Can Schultz ist mit dem ETV knapp gescheitert. (Archivfoto: Lobeca/Homburg)
Can Schultz ist mit dem ETV knapp gescheitert. (Archivfoto: Lobeca/Homburg)

Die Saison 2025/26 steht in den Startlöchern und wir schauen wie in jedem Jahr bei allen 18 Teams der Oberliga Hamburg vorbei. Es geht wieder in das Herzen der Hansestadt zur 13. Station unserer Reise. Beim Eimsbütteler TV ist nach dem Abstieg 2024 im Team kein großer Umbruch entstanden, doch die Ziele schossen am Loki nicht in den Himmel. Und Rang drei ist da aller Ehren wert – trotz zweier sehr unterschiedlicher Saisonhälften. Nun macht der ETV einen neuen Anlauf und will vor allem Eines: Spaß haben und Spaß machen.

Saison 2024/25

War die Spielzeit 24/25 für den Eimsbütteler TV nun ein Erfolg oder ein Misserfolg? Eine schwer zu beantwortende Frage, auch wenn ETV-Coach Can Schultz klar sagt: „Hätte uns vor der Saison jemand gesagt, dass wir mit 70 Punkten am Ende Dritter sind, hätten wir das sicherlich so genommen.“ Aber dafür waren die Saisonhälften seines Teams zu unterschiedlich. Zur Saisonhalbzeit lag der ETV nämlich auf Tuchfühlung zu Tabellenführer Altona 93 und hatte zur Winterpause gerade einmal sechs Zähler Rückstand. „16 Siege in den ersten 20 Spielen sind eine Hausnummer“, war Schultz entsprechend zufrieden. Doch der Jahresstart war dann völlig missraten – von den ersten acht Spielen 2025 gewann Eimsbüttel nur eines, holte in diesem Zeitraum nur sechs Punkte. Der Meisterschaftszug war abgefahren und die Schultz-Mannen mussten schauen, dass sie nicht aus den Top fünf fielen. Am Ende berappelte sich der ETV noch einmal, holte sich im Schlussspurt den Platz auf dem Treppchen. „Wir wussten ja woran es liegt, aber wenn du so in einem negativen Flow bist, kommst du schwer raus“, so Schultz: „Am Ende ist ein dritter Platz natürlich stark. Uns ärgert nur, dass mehr drin gewesen wäre.“ Im Pokal war schon im Achtelfinale Schluss – gegen den SV Halstenbek-Rellingen, der im Laufe der Saison alle drei Duelle mit dem ETV gewann.

Leonard Mai kommt aus Harksheide an den Loki. (Foto: Lobeca/Homburg)

Wer kommt? Wer geht?

Zwölf Spieler verlassen den Lokstedter Steindamm, darunter einige bekannte Namen, die schon in der Regionalliga für den Eimsbütteler TV aufliefen. Mittelfeldabräumer Blerim Qestaj und Standardspezialist Eugenio Lopes wechseln zum Meisterschaftsanwärter ETSV, Verteidiger Can Yildiz, Stürmer Tyrese Boakye und Außenbahnspieler Jephtah Asare zum FC Süderelbe. Noah Musse schließt sich dem FC Türkiye an, auch Nick Leptien bleibt in der Oberliga und spielt nun für den USC Paloma. Den Schritt in die Regionalliga wagt Stürmer Raif Adam, welcher zum HSV II wechselt. Keeper Enes Özmen geht in die Landesliga zum Hetlinger MTV, während Daniel Owusu, Michael Gries und Maximilian Addai noch ohne neuen Club sind.

Den Abgängen stehen ebenso viele Zugänge gegenüber. Im Kasten kehrt Nathanael Sallah (Teutonia 05), welcher in der ETV-Jugend ausgebildet wurde, nach Eimsbüttel zurück. Für die Defensive verpflichtete der ETV den langjährigen Harksheider Kapitän Leonard Mai. Als dritter Spieler mit Herrenerfahrung kommt Merlin Sinanovic (SV Todesfelde), der als 19-Jähriger auf immerhin 22 Einsätze in der Regionalliga kommt. Die restlichen Spieler kommen aus dem Nachwuchs. Extern sind das Verteidiger Jay Archard (NAC Breda U21/Niederlande), Max Mbodje, Derrick Duah (beide Eintracht Norderstedt U19), Abdul Alassani (Niendorfer TSV U19) sowie Tom Politz und Farid Maboa Dibamba (FC St. Pauli U19). Aus der eigenen Jugend stammen Elias Assiaw (eigene U23), Sherif Mustapha und Gabriel Baldé (eigene U19). Letzterer ist der Bruder von HSV Profi Fabio.

Players to watch

Trotz der zahlreichen Ab- und Zugänge kann Can Schultz auf eine eingespielte Achse vertrauen. Mit Keeper Fofana, den Verteidigern Lucht, Olayisoye und Marxen sowie im Mittelfeld Ex-Sportchef Jasper Hölscher (nun Co-Trainer bei der U21 des HSV), den Karim-Brüdern und Jon Pauli verfügt der ETV über Spieler, welche die Ober- und teils die Regionalliga sehr gut kennen. Drum herum sind im letzten Jahr erfahrene Spieler wie Andre Fricke oder Samuel Hosseini dazugekommen. Gepaart mit den vielen jungen Talenten wird der ETV auch in dieser Saison eine Mannschaft auf den Platz bringen, mit der im Kampf um eine Spitzenposition in der Oberliga Hamburg zu rechnen ist.

Trainer und Ziele

Mit 29 Jahren ist Can Schultz weiterhin der jüngste Trainer der Oberliga und geht in sein zweites Jahr. Sieht man von der Krise zu Jahresbeginn ab, kann sich schon sehen lassen, was der Trainer-Novize im Herrenbereich auf die Beine gestellt hat. Er kennt als Jugendtrainer die ETV-DNA aber auch in- und auswendig. Zwar stellte er sich im Laufe der Saison auch selbst in Frage, doch am Ende behielt man am Loki die Ruhe und hat auch im Sommer Schultz das Vertrauen ausgesprochen.

Ob daraus eine gewisse Gelassenheit resultiert? Diese verströmt Schultz jedenfalls, wenn man ihn auf die Ziele mit seiner Mannschaft anspricht: „Wir wollen Spaß haben und vor allem Spaß machen. Wir wollen Fußball spielen, uns nicht verstecken und den Gegner vor Probleme stellen.“ Ein konkretes Tabellenziel gibt man dabei nicht aus, doch wenn die Mannschaft die Vorgaben des Trainers umsetzen kann, sollte der Erfolg beim Eimsbütteler TV kaum ausbleiben. Von der Qualität der Mannschaft her sollte ein Platz unter den ersten Sieben machbar sein. Doch dem ETV und Schultz geht es darum nicht – andere Dinge stehen im Vordergrund der ETV-DNA. Dazu gehört auch, dass Spieler den Club als Sprungbrett für höhere Aufgaben nutzen. „Piet Scobel trainiert unter Miroslav Klose in der 2. Bundesliga“, hebt Schultz ein Paradebeispiel hervor: „Andere spielen Regionalliga. Solche Beispiele strahlen immer auf den Verein aus.“

Jasper Hölscher ist zwar kein Sportchef beim ETV mehr, bleibt dem Team aber als wichtige Mittelfeldstütze erhalten. (Foto: Lobeca/Homburg)

Vorbereitung

Auch wenn natürlich andere Sachen wichtig sind, hat der Eimsbütteler TV in der Vorbereitung einige Duftmarken gesetzt. Siege gegen Kilia Kiel oder den USC Paloma, dazu weitere starke Ergebnisse haben gezeigt, wozu der ETV auch in dieser Spielzeit fähig sein kann. Die Wahrheit liegt aber in der Liga und da beginnt es am Sonntag gegen TuRa Harksheide. Da der heimische Loki gerade renoviert wird, wird an der Bundesstraße gespielt und es ist das einzige Heimspiel bis Ende August.

TSV Sasel 3:1
Kaltenkirchener TSV 7:6 n.E. (Turnier in Kaltenkirchen)
PSV Neumünster 2:4 (Turnier in Kaltenkirchen)
USC Paloma 4:1
HSV II 0:1 (Turnier in Billstedt)
Vorwärts-Wacker Billstedt 4:6 n.E. (Turnier in Billstedt)
TBS Pinneberg 8:3
Kilia Kiel 5:2
TuRa Harksheide (27. Juli/H/1. Spieltag)